Die Organe. $ 99. 349
Erfordernisse wie das aktive voraus!®. Nach einigen Gesetzen
bestehen jedoch für das passive Wahlrecht höhere Erfordernisse.
Diese sind: ein höheres Alter, meist 30 Jahre !®, Selbständigkeit !”,
Unbescholtenheit !®, Zahlung eines höheren Steuerbetrages!?, Besitz
der Staatsangehörigkeit während einer bestimmten Zeit?®. Die
letztere Bestimmung findet jedoch nach Maßgabe des Artikels 3
der Reichsverfassung nur Anwendung auf solche Personen, welche
vor Erwerb der betrefienden Staatsangehörigkeit einem außer-
deutschen, nicht auf solche, welche bisher einem deutschen Staate
angehört habene. Ausgeschlossen von der Wählbarkeit sind die
15 Preuß. Verf. Art. 74, V. vom 30. Mai 1849 $ 29, Bayr. LWG. Art. 7, Sächs.
WG. $ 14, Württ, Verf. 3 135 u. 146 (Fassung vom 16. Juni 1906), Bad.
Verf. $ 36 (Fassung vom 24. Aug: 1904), Hess. WG. vom 3. Juni 1911 Art. 12,
S.-Weim. WG. $ 3, S.-Mein. WG. Art. 5, S.-Alt. WG. $ 24, S.-Kob.-Goth.
StGG. $ 153, Braunschw. G. über Zusammensetzung des Landtages $ 7, Old.
StGG. Art. 115, WG. 52 Anh. WG. vom 27. April 1913 $ 10 u. 11, Schw.-
Sondh. LGG. $ 23, WG. $ 5 (G. vom 13. April 1881), Schw.-Rud. WG. $ 4,
Reuß &.L. Verf. 3 58 (G. vom 18. Mai 1913), Reuß } L. WG. $ 3, Schaumb.-
Lipp. WG. Art. 2, Lipp. WG. 8 1, Wald. WG. 88.
16 Preuß. Verf. Art. 74, V. vom 80. Mai 1849 8 29, Bayr. LWG. Art. 7 (25 J.),
Sächs. WG. $14(30.J.), Württ. Verf.8 134 Abs.2(25 J.), Bad. Verf.$ 36 (30 J.), Hess.
G. Art. 12 (25 J.), Weim. G.8 8 (80 J.), Sächs. Verf. $ 73, WG, vom 3. Dez. 1868
4, Bad. G. vom 21. Dez. 1869 Art. 2, Verf. (G. vom 24. Aug. 1904) $ 36, S.-Weim.
G.8 3, S.-Mein. WG. 8 3, S.-Kob.-Goth.StGG. 1450 Braunschw. G. über
Zusammensetzung des Landtags $ 7, Schw.-Sondh. LGG.8 23, WG. 85, Reußä.L.
Verf. $ 58, Schaumb.-Lippp. WG. Art. 2, Lipp. WG. $ 1, Wald. WG. 8 8.
17 Selbständigkeit ist in Preußen, V. vom 30. Mai 1849, $ 29 vgl. m.
2 Erfordernis nur der Wahlfähigkeit, nicht der Wählbarkeit. Vgl. Arndt,
omm. 398, 399 ff., Anschütz in der DJZ. (1900) 181, Schwartz, Komm. 229.
18 S.-Weim. WG. Ss: 3u.4.
19 Sächs. WG. vom 3, Dez. 1868 9,20 (noch gültig für die Erste Kammer).
2° Drei Jahre verlangen die Preuß. Verf. Art. 74 [suspendierte Vor-
schrift, vgl. oben Noten 1 u. eh das Sächs. WG. 8 14, das S.-Alt. WG. ai
zwei Jahre die Bad. Verf. 88 34, 36 (G. vom 24. Aug. 1904), das Wald. WG.
S 8; ein Jahr die Preuß. V. vom 30. Mai 1849 $ 29, das bayr. LandtagsWG.
Art. 7 Nr. 2, das Hess. G. vom 3. Juni 1911 Art. 12 verbd. mit Art. 6, das
S.-Mein. WG. Art. 5, das Reuß j. L. WG. vom 8. Jan. 1913 $ 3, Schw.-
Rud, WG. | 4(G. vom 28. Juni 1913) Wohnsitz im Lande während eines
Jahres, desgl. das Braunschw. G. über die Zusammensetzung des Landtags $ 7.
© And. M. die Vorauflage (S. 315 N. 21), sowie die dort Zitierten, insbes.
Haenel, Staatsr. 1 592ft.; Bockshammer, Das Indigenat des Art.3 RV. 25 ff.
u. a., dazu jetzt noch Walz, Bad, Staatsr. 70 u. in Jahrb.Öff.R. 1 330, 881
sämtlich mit Bezug auf Art. 3 RV. Diese Bestimmung ist indessen
nicht hierher zu beziehen. Abgesehen davon, daß die durch sie bewirkte
Gleichstellung der Landesfremden mit den Angehörigen des Aufenthalts.
staates sich nur auf die bürgerlichen nicht aber auf die politischen
Rechte, also insbesondere nicht auf Wahlberechtigung und Wählbarkeit zum
Landtage erstreckt, enthalten auch die im Text bezeichneten Vorschriften
der Landesgesetze keine, jedenfalls keine formelle Zurücksetzung der Landes-
fremden, Denn eine Satzung wie etwa $ 14 des Säche. WG. vom 5. Mai
1909: „Als Abgeordneter ist wählbar der Sachse... der seit drei Jahren
die sächs,. Staatsangehörigkeit besitzt“ — bezieht sich gleichzeitig auf alle
Sachsen, mögen sie ihre Staatsangehörigkeit durch Geburt oder Verleihung
erworben haben. Der Vorteil, den der „Eingeborene“ gegenüber dem erst
im wahlfähigen Alter in die Staatsangehörig eit des Aufenthaltsstaates auf-
genommenen Deuschen hat, ist, wie Glockner, Bad. Verf.R. 97 mit Recht