Metadata: Lehrbuch des Deutschen Staatsrechts.

Die Funktionen. 8 165. 707 
derartige Ermächtigung erteilt, wird in der Regel auch das zum 
Erlaß der Verordnungen kompetente Organ bestimmen. Dies kann. 
sein: der Bundesrat, der Kaiser (allein oder mit Zustimmung des 
Bundesrates), der Reichskanzler oder eine andere Reichsbehörde, 
die Landesregierungen. In Ermangelung besonderer Festsetzungen 
ist der Bundesrat, kraft der allgemeinen staatsrechtlichen Stellung, 
welche er im Reiche einnimmt, befugt, derartige Verordnungen 
zu erlassen?!, Wenn die Befugnis zum Erlaß von Verordnungen 
den Landesregierungen übertragen ist, so richtet sich der mate- 
rielle Umfang des Verordnungsrechtes lediglich nach den Be- 
stimmungen des betreffenden 'Reichsgesetzes. Für die Form der 
Verordnungen sind dagegen, soweit es an einer speziellen reichs- 
gesetzlichen Vorschrift fehlt, die Grundsätze des Landesrechtes 
maßgebend !?, 
Die reichsgesetzlichen Ermächtigungen zum Erlaß von 
Rechtsverordnungen sind teils allgemeine, teils spezielle. 
1. Allgemeine gesetzliche Ermächtigungen bestehen in 
bezug auf: 
a) Ausführungsverordnungen (d.h. Verordnungen zur 
Ausführung von Reichsgesetzen).. Das Recht, diese zu erlassen, 
steht dem Bundesrat zu, soweit nicht durch Reichsgesetze 
etwas anderes bestimmt ist!, Das Recht des Bundesrates, Aus- 
Aus der neuesten Rechtsprechung vgl. die Nachweisungen bei Kahn, a. a. 0. 
158 und RGEntsch v. 6. April 1911, JW 40 514. 
ıl Übereinstimmend: Laband, StR 2 97 N. 3; Seydel, Komm. zu Art, 7 
Nr. IIl; Anschütz, Enzykl. 97, 163; Schoen, Handb. d. Politik 1 296, 300. 
182 Vgl. Seydel, Die Landesverordnungen zum Vollzuge von Reichs- 
gesetzen, AnnDR 1%74 1143fl.; Laband, StR 2 102ff.; Rosin, Polizei- 
verordnungsrecht in Preußen 67 ff. 
18 RV Art.7 Abs. 1 Ziff. 2. Die Bestimmungen dieses Artikels können, 
trotzdem ihr Wortlaut („Verwaltungsvorschriften“) dafür zu sprechen 
scheint, nicht bloß auf Verwaltungsverordnungen im modern-wissenschaft- 
lichen Sinne, bezogen werden, wie Laband, StR 2 91 ff., kl. A. 137, DJZ 1300 
509 ff., ArchOffR 18 807; Seydel, Komm. zu Art 7 Nr. III; O. Mayer, Deutsch. 
Verwaltungsr (2. Aufl.) 1 86 N. 6; Schoen, Hdb. d. Politik 1 295; Schulze, 
Preuß. StR ? 29 behaupten und wie auch in der ersten Auflage dieses Lehr- 
buches angenommen ist. Mit Laband (jedenfalls im Ergebnis) übereinstimmend 
auch Haenel, Studien 2 62£., 79 ff., Deutsch. StR1 ‚285 ff.; ferner Kahn, 
a. a. 0. 78ff., Oft. — [Wie die landesrechtlichen, so werden auch diese 
reichsrechtlichen Ausführungsverordnungen in der Regel und zum größten 
Teile ihres Inhalts Verwaltungsverordnungen sein, d. h. aus Vor- 
schriften organisatorischen und instruktionellen Charakters bestehen; sie 
können sich aber — natürlich immer nur im Rahmen des Gesetzes, dessen 
Vollzug sie regeln und sichern sollen — auch rechtssatzmäßig an die Unter- 
tanen wenden. RV Art.7 Nr.2 ist m. a. W. ebenso auszulegen wie die Be- 
stimmungen der Landesverfassungen, welche, wie preuß. Art. 45, dem 
Monarchen das Recht übertragen, die zur Ausführung der Gesetze erforder- 
lichen Verordnungen zu erlassen. Vgl. oben $ 159 S. 672 und Anm. 8. Mit 
dieser Grundanschauung übereinstimmend: Loening, Deutsches Verwaltungs- 
recht $ 49 S. 229; Arndt, a. a. U. 35fl., in der Zeitschrift für Bergrecht 24 
98 ff. Komm, z. RV zu Art.7 Nr. 8, Reichsstaatsrecht 200 ff., 207; Harburger 
in der DJZ 1001 59, 60; Rosenberg in den AnnDR 102 16; Herwegen, a. a. O.
	        
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