Die Funktionen. 8 183. 805
welcher unter vorzugsweiser Berücksichtigung des höheren richter-
lichen Elementes zur Hälfte vom Monarchen, zur anderen Hälfte
vom Landtage besetzt wird®. In Baden setzt sich der Staats-
gerichtshof aus den Mitgliedern der ersten Kammer und höheren
richterlichen Beamten zusammen, aus denen er unter Einräumung
eines ausgedehnten Ablehnungsrechtes an die Parteien durch das
Los gebildet wird®, |
Das Verfahren ist regelmäßig ein öffentlich-mündliches und
kontradiktorisches, in welchem die Anklage durch besondere Be-
vollmächtigte des Landtages oder der anklagenden Kammer ver-
treten wird!°,
Rechtsmittel gegen das Urteil sind entweder ganz aus-
geschlossen oder es werden höchstens Revision, d. h. Antrag auf
nochmalige Untersuchung durch dasselbe Gericht, oder Wieder-
einsetzung in den vorigen Stand zugelassen. Nur sehr vereinzelt
sind alle Rechtsmittel des Strafprozesses vorbehalten !!,
Das Begnadigungsrecht des Monarchen darf gegenüber
einem verurteilten Staatsminister nach den meisten Verfassungen
entweder gar nicht oder nur mit Zustimmung des Landtages bzw.
zum RGVG vom $, Sept, 1878 Art, 6, 8.-Mein. GG $ 88, AusfG. zum RGVG
vom 16. Dez. 1878 8 31, 8.-Alt. GG. $ 37, AusfG. zum RGVG@ vom 22. März
1879 8 6, S.-Kob.-Gotha StGG 8 171, AusfG. zum RGVG vom 7. April 1879
52, Reuß j. L. G. vom 12. Sept. 1879, Schw.-Rud. GG _$ 66, AusfG. zum
GVG vom 1. März 1879 $ 6. — In Preußen sollte als Gericht der oberste
Gerichtshof fungieren (Verf. Art. 61), eine Bestimmung, welche bei der
jetzigen Gerichtsorganisation nicht mehr anwendbar ist. Dasselbe gilt von
einer Ähnlichen Bestimmung in Waldeck nach dem G. vom 8, Mai 1875 und
Schaumburg-Lippe nach dem G. vom 2. Jan. 1849 Art, 9, Ä
8 Sächs,. Verf. SS 112 und 148, Württ. Verf. 88 195 und 196, S.-Weim.
RGG & 51-53, G. vom 27. März 1878, Braunschw. G. vom 19. März 1850
2, Old, StGG Art. 201 Anl. III, G, vom 24. März 1855 Art. 5. — In
ern wird der Staatsgerichtshof aus dem Präsidenten, den sechs ältesten
nicht abgelehnten Räten des obersten Gerichtshofes und zwölf Geschworenen
gebildet (G. vom 30. März 1850).
® Bad. G. vom 20. Febr. 1868 Art. IV 8 67b, G., das Verfahren bei
Ministeranklagen betr., vom 11. Dez. 1769 85 7—15, EinfG. zu den Reichs-
jüstizgesetzen vom 8, März 1879 8 7.
19 Bayer. G. vom 4. Juni 1848 Art. 11, G. vom 90. März 1850, Sächs,
Verf. S5 146 u. 147, G., das Verfahren in den an den Staatsgerichtshof ge-
langenden Sachen betr., vom 8. Febr. 1 Württ. Verf. 99—202. Bad.
G. vom 11. Dez, 1869 % 16 ff, G. vom 3. März 1879 8 71, S.-Weim. G. über
ie Erhebung von Anklagen gegen Minister und das dabei einzuhaltende
erfahren vom 22. Okt. 1850, „Kob.-Gotha StGG $ 171, Braunschw. NLO
8 110, Old. G. vom 24. März 1855 Art. 8—16.
11 Gar keine Rechtsmittel gestatten: das Bayer. G. vom 30. März 1850
Art, 20, Bad. G. vom 11. Dez. 1869 8 28, S.-Weim. G. vom 22. Okt, 1850 $ 28,
Bevision: die Sächs. Verf. $ 149 und das Old. StG@G Anl, III 88 20 u. 21,
weitere Verteidigung mit Versendung der Akten an eine Juristenfakultät
das Schaumb.- ipP- G. vom 2. Jan. 1849 Art. 6, Wiedereinsetzung in den
vorigen Stand: die Braunschw. NLO $ 110, Revision und Wiedereinsetzun
in-den vorigen Stand: die Württ. Verf. $ 204 und das Hess. G. vom 5. Juni
1821 Art. 6 u. 7, alle strafprozessualischen Rechtsmittel: das Schw.-Rud.
GG 8 8 und Reuß j. L. StGG $ 114.
52*