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Die Kämpfe im Kaulasus.
Petersburg, 3. November. Die Petersburger Telegr.-Agentur
meldet: Der kaiserliche Statthalter hat einen Tagesbefehl an die Armee
des Kaukasus erlassen, in dem er sagt, angesichts der türkischen Angriffe
auf die russische Küste und die Schiffe der Schwarzmeerflotte habe der
Kaiser der Armee des Kaukasus befohlen, die Grenze zu überschreiten und
die Türken anzugreifen. (11)
Konstantiopel, 3. November. Der russische Angriff bei Erzerum
ist von den Türken abgeschlagen worden. — Der in den russischen Häfen
am Schwarzen Meere verursachte Schaden wird auf achtzig Millionen-
Mark geschätzt. (Voss. Ztg., 4. Nov.)
Tsingtaus heroischer Widerstand.
Tokio, 3. November. Amtlich wird angezeigt, daß die Beschießung
Tsingtaus fortdauert. Die meisten deutschen Forts sind zum Schweigen
gebracht. Nur zwei beantworten unaufhörlich die zu Wasser und zu Lande
unternommenen Angriffe der Verbündeten. Das Bombardement ver-
ursachte eine Feuersbrunst in der Nähe des Hafens und die Explosion eines
Oeltanks. Das Fort Siaochaushan steht in Flammen. Ein deutsches Ka-
nonenboot, das den Schornstein verlor, ist nicht mehr sichtbar. (W.T.B.)
Sasonows „Zu spät!“
(Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.)
Petersburg, 3. November.
Der türkische Geschäftsträger Fahreddin hat am 1. November dem
aiiener des Aeußern Sasonow folgende Depesche des Großwesirs vor-
gelesen:
„Uebermitteln Sie dem Minister des Aeußern Sasonow den Ausdruck
unseres tiefen Bedauerns über den Abbruch der guten Beziehungen der
beiden Mächte, der durch den feindlichen Akt der russischen Flotte herbei-
geführt wurde. Sie können der Kaiserlich Russischen Regierung versichern,
daß die Hohe Pforte nicht verfehlen wird, eine angemessene Lösung dieser
Frage zu finden und daß fie alle Maßregeln ergreifen wird, um die Mög-
lichkeit einer Wiederholung solcher Vorkommnisse zu vermeiden. Schon
jetzt können Sie dem Minister des Aeußern erklären, daß die osmanische
Regierung beschlossen hat, ihrer Flotte zu verbieten, in das Schwarze
Meer zu gehen. Unsererseits hoffen wir, daß die russische Flotte nicht
an unseren Küsten kreuzen wird. Ich hoffe fest, daß die Kaiserlich Rus-
sische Regierung im Interesse der beiden Länder denselben Geist der Ver-
söhnlichkeit zeigen wird wie wir.“
Nach Anhörung dieser Depesche erwiderte Sasonow dem osmanischen
diplomatischen Vertreter, er stelle formell in Abrede, daß die Feindselig-
keiten von der russischen Flotte begonnen worden seien. Er halte es für
zu spät, irgendwelche Verhandlungen anzuknüpfen. Nur wenn die Türkei
sogleich alle deutschen Beamten aus Armee und Marine ausgestoßen hätte,
wäre es möglich gewesen, Verhandlungen über eine Entschädigung der
Leute zu beginnen, die durch den hinterlistigen Angriff auf die russischen
Küsten Schaden gelitten hätten. Sasonow teilte dem türkischen Geschäfts-