Die Wahrheit ins Ausland.
Vom „Weltkrieg 1914“ erscheint nach wenigen Monaten bereits die
dritte Ausgabe; fortgeführt bis zum Jahresschluß, auch sonst verbessert,
mit einem übersichtlichen Inhaltsverzeichnis versehen, wodurch eine
bequeme Benutzbarkeit erst ermöglicht wird.
Die steigende Nachfrage nach unserm „Weltkrieg 1914“ beweist wohl,
daß das Werk einem Bedürfnis entgegengekommen ist; und zwar in
beiden Zwecken, denen es dienen soll. Zunächst: die gewaltigen Vor-
gänge des Krieges in ihrer immer wachsenden Fülle der Erinnerung
gegenwärtig zu halten; dann aber — und das darf als Hauptabsicht
gelten — die Wahrheit über den Krieg in dem syste-
matisch belogenen Ausland zu verbreiten.
Nach einem bekannten Ausspruch wird nirgends mehr gelogen als
auf der Jagd, bei den Wahlen und im Kriege. Was den Krieg anlangt,
so können wir diese Meinung für uns ablehnen; unfre Generalstabs-
berichte sind Muster von Wahrhaftigkeit. Die Lügenhaftigkeit der fran-
zösischen Kriegsdepeschen ist dagegen aus der Zeit des ersten Napoleon
und aus 1870/71 schon hinlänglich bekannt. Frankreich ebenbürtig ist
diesmal in der Fabrikation verlogener Darstellungen das verbündete
England, bei dem sich auch hier das Zurücktreten der germanischen
Charakterverbesserung und das Ueberwiegen der keltischen Grundeigen-
schaften zeigt. Daß der moskowitische Mitverschworene den Genossen im
Lügen nicht nachsteht, ist selbstverständlich. Will man aber bei der
Beurteilung dieser Lügerei einen Unterschied machen, so muß man sagen,
daß der russische Betrieb immer noch der am wenigsten unanständige ist.
Diese Lügenwaffe der Gegner wird für uns doppelt empfindlich
dadurch, daß in jahrzehntelangen Bemühungen die Bevölkerungen der
verschiedenen Staaten, der uns feindlichen wie der neutralen, im Sinne
der jetzigen Lügendepeschen bearbeitet wurden, so daß sie für alle deutsch-
feindlichen Entstellungen überaus empfänglich gemacht sind, die heutige
Lügensaat also auf günstigen, gründlich vorbereiteten Boden fällt.
Die bekanntesten Werkzeuge für diese Bearbeitung sind die englischen
und französischen Depeschenbüros Reuter und Havas; fie beherrschen
den größten Teil des Auslands und stellen sich skrupellos in den Dienst
rücksichtsloser Regierungen. Dagegen kann unser Wolffsches oder das
österreichische Telegrafenbüro nicht aufkommen, schon weil die Regierun-
gen, die ja auch zu ihnen maßgebende Beziehungen haben, in der Ge-
staltung und Benutzung der öffentlichen Meinung des Auslands hinter
ihren Konkurrenten zurückstehen.
Franzosen und Engländer haben es verstanden, sich überall im Aus-
lande gefügige Zeitungen zu verschaffen, durch finanzielle Beeinflussung
in erster Linie. In Italien, wo der französische Botschafter Barrère
besonders fruchtbar in diesem Sinne gewirkt hat, und in allen roma-
nischen Staaten, auf dem Balkan namentlich in Griechenland, in Nord-