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diesen Vorschlag als eine Beleidigung der Schweiz ansehe und daß
er nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle, solange der britische
Minister in der Schweiz bleibe. M. veranlaßte ferner den Schweizer
Bundesrat an den Schweizer Gesandten in England zu telegra-
phieren, die britische Regierung zu benachrichtigen, daß die Schweiz
angesichts dieses Vorkommnisses bitte, Grant Duff abzuberufen und
durch einen geeigneteren diplomatischen Gesandten zu ersetzen.
ußer mir wurden die folgenden Herren von diesem Zwischenfall
durch M. in seiner Wut unterrichtet. (Hier folgen Namen von vier
Schweizern und einem Deutschen.) Das ist alles, was ich darüber
weiß. Ich habe Ihren Rat befolgt und durch den deutschen Konsul
hier meine amerikanischen Pässe visieren lassen. Er ist ein liebens-
würdiger Mensch. Robert Louis Stevenson in Samoa kannte er.
Ihr getreuer X. M.
Dieser Brief rührt her von einem zurzeit in Zürich lebenden
Amerikaner an einen Freund, und ist dem Frankfurter Blatte von
einer Seite zur Verfügung gestellt, die jedes Mißtrauen ausschließt.
Der Briefschreiber ist außerdem jeder Zeit bereit, durch Nennung seines
eigenen Namens und der Namen, die hier nur summarisch bezeichnet
find, für die Richtigkeit seiner Angaben einzutreten.
Der Kapitän der „Karlsruhe" gegen englische Verleumdungen.
Die vor einigen Tagen in Neuyork eingetroffenen Passagiere des
von der „Karlsruhe“ gekaperten englischen Dampfers „Van Duck“
brachten, wie die „New Vorker Staatszeitung“ berichtet, eine Kund-
gebung mit, die Fregattenkapitän Köhler, der Kommandant des deut-
schen Kreuzers, auf dem Dampfer „Asuncion“, mit dem die Passagiere
nach Pera in Brasilien gebracht wurden, als Protest gegen englische
Lügen hatte anschlagen lassen. In der Bekanntmachung heißt es:
„Da auch über., die Behandlung der von deutschen Kreuzern ge-
nommenen Handelsschiffe falsche Anschauungen herrschen, so bringe ich
zur Kuntnis, daß alle Kapitäne der bisher von S. M. S. „Karlsruhe“
genommenen siebzehn Schiffe ihren Dank ausgesprochen haben für die
ihnen und ihren Leuten erwiesene gute Behandlung. Sie haben erklärt,
daß sie der englischen Regierung dies mitteilen wollen. Kein Mann
der Besatzungen der genommenen Schiffe, sei er Neutraler oder eng-
lischer Staatsangehöriger, ist an seinem Eigentum, seiner Freiheit oder
an Leben und Gesundheit im geringsten geschädigt. Die Behandlung
der Besatzungen der deutschen Handelsschiffe in englischer Gefangen-
schaft steht hierzu in auffallendem Gegensatz. Der uns von England
erklärte Krieg zwingt uns, jedes englische Schiff zu nehmen und zu
zerstören. Die Besatzungen der deutschen Kreuzer haben aber hiervon
keinen Vorteil, da die deutsche Marine im Gegensatz zur englischen
Prisengelder als ein Ueberbleibsel aus der Zeit des Seeraubs nicht
kennt. Ich bedaure, daß die Passagiere des genommenen englischen
Dampfers („Van Dyck“) durch die Ueberschiffung auf den Dampfer
„Asuncion“ Unbequemlichkeiten ausgesetzt sind. Die Benutzung eines
Fahrzeuges einer kriegführenden Macht bringt dies aber leider mit sich.
1 ges Köhler,
Fregattenkapitän und Kommandant S. M. S. „Karlsruhe“.