Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

— 882 — 
aus der sie ohne die indischen Hilfstruppen sich nicht hätten befreien 
können. 
Mit dem 16. Oktober endete die Berichterstattung des Gouver= 
neurs. Ueber die weiteren Ereignisse sind wir nach wie vor auf das 
Material angewiesen, was unsere Gegner darüber zu veröffentlichen 
für gut befinden. Ein einwandfreies und klares Bild der Ereignisse 
haben auch diese Veröffentlichungen noch nicht ergeben. Das eine geht 
jedoch aus ihnen Hervor, daß nämlich trotz der gegnerischen Bemühungen, 
die Ereignisse in einem für sie selbst günstigen Lichte darzustellen, von 
Erfolgen ihrerseits gegenüber unseren Truppen keine Rede sein kann, 
daß vielmehr unsere Gegner sich trotz des Aufgebots an indischen und 
sogar regulären europäischen Truppen beim Versuche, in unser Gebiet 
einzudringen, blutige Köpfe geholt haben. 
Kriegsschauplätze waren wiederum ausschließlich die Grenzgebiete, 
und zwar in erster Linie die an der Grenze zwischen Deutsch= und 
Britisch-Ostafrika liegenden Landesteile. Ueber die dortigen Ereignisse 
liegen nachstehende Mitteilungen vor. Nach Londoner Telegrammen 
vom 24. November landeten auf die Meldung, daß eine „wichtige 
deutsche Eisenbahnendstation“ nur schwach besetzt sei, die Engländer am 
2. November zwei Meilen von dieser Station entfernt eine Truppen- 
abteilung in Stärke von 1½ Bataillonen, bestehend aus indischen und 
curopäischen Truppen. Diese Kräfte rückten sofort vor. Die „kleine“ 
Streitmacht wurde außerhalb der Stadt in ein heftiges Gefecht ver- 
wickelt und mußte, da die deutschen Truppen sich als überlegen erwiesen, 
zurückgehen und Verstärkungen erwarten. Am 4. November früh wurde 
dann der Angriff erneuert. Nachdem sie auf eine Entfernung von 800 
BYards (730 Meter) an den Feind herangekommen waren, gerieten die 
englischen Truppen in ein heftiges Feuer. Trotz schwerer Verluste ge- 
lang es den auf dem linken Flügel vorgehenden Mannschaften des 
101. Grenadier-Regiments, in die Stadt einzudringen und den Feind 
mit dem Bajonett anzugreifen, während auf dem rechten Flügel die 
Mannschaften des Nordlancashire-Regiments und die Kashmir-Rifles 
(Inder) die Stadt erreichten. Dort sahen sie sich jedoch einem derart 
heftigen Feuer ausgesetzt, daß sie gezwungen waren, 500 Yards zurück- 
zugehen. Die Stellung der Deutschen war so stark, und die Verluste der 
englischen Truppen waren so schwer, daß es für zwecklos erachtet wurde, 
den Angriff zu erneuern. Die Abteilung wurde daher wieder einge- 
schifft und kehrte zum Ausgangspunkte zurück. Der Gesamtverlust betrug 
795 Mann, darunter 141 europäische Offiziere und Mannschaften. 
Danach haben also die Engländer bei diesem Versuch, in deutsches 
Gebiet einzudringen, eine schwere Niederlage erlitten. Das spricht sich 
auch in den Erklärungen aus, die Lord Crewe im englischen Unterhause 
am 18. November abgegeben hat. 
Ueber den Ort des Ausgangs des englischen Unternehmens, den 
Ort der Landung auf deutschem Gebiet und den Namen der deutschen 
Eisenbahnstation schweigt sich der englische Bericht aus. Anscheinend 
handelt es sich um die an der Küste liegende Stadt Tanga, den Aus- 
gangspunkt der Usambarabahn. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.