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entfernt, gefolgt, und schon finden lebhafte Gefechte der beiden Heere
zwischen Gent und Brügge statt. Ein Telegramm meldet:
Rotterdam,, 13. Oktober. Der Nieuwe Rotterdamsche Courant
meldet aus Sas van Gent vom 13. Oktober: Die belgisch-englischen
Truppen, die aus Gent in der Richtung auf Brügge abmarscheirt waren,
find von den deutschen verfolgt und gestern abend eingeholt worden; heute
vormittag war der Kampf im vollen Gange.
Nach einer späteren Meldung desselben Blattes muß, wenn die Orts-
und Zeitangaben stimmen, der Kampf bereits in die Gegend von Brügge
getragen sein. Man meldet:
Amsterdam, 14. Oktober. „Nieuwe Rotterdamsche Courant“
meldet: Das belgische Heer ist in Brügge durchgezogen, während der
König und die Königin am Sonnabend um 10 Uhr im Automobil durch-
kamen. Am Montag nachmiktag wurde schwerer Kanonendonner gehört.
Die belgische Regierung geht nach Frankreich.
König Albertan der Spitzeseines Heeres.
Bordeaur, 13. Oktober. Die belgische Regierung hat, um ihre
Handlungsfreiheit zu sichern, beschlossen, sich nach Frankreich zu begeben.
Alle Minister, mit Ausnahme des Kriegsministers, haben sich heute vor-
mittag in Ostende nach Le Havre eingeschifft, wo die französische Regie-
rung alle zu ihrer Unterbringung nötigen Maßregeln getroffen hat.
Der König ist an der Spitze seines Heeres geblieben. (W.T. B.)
Der Krieg kostet England 11 Pfund in der Sekunde.
London, 13. Oktober. („Vaz Dias' Telegr.“) Der bekannte eng-
lische Sozialpolitiker Sidney Webb hat einen Vortrag über die ökono-
mischen Folgen des Krieges für England gehalten. Er sagt darin, daß
der persönliche Unternehmungsgeist durch den Krieg gebrochen war, da
er des Vertrauens des Kapitals, der Sicherheit, der Schnelligkeit und der
Organisation entbehrte. So hatte beispielsweise die englische Regierung
für 18 Millionen Lstrl. Zucker ausgekauft, obwohl sie sechs Monate vorher
nicht 100 000 Lstrl. zur Errichtung einer Rübenzuckerfabrik hergeben
wollte., Der Krieg koste England Tag und Nacht 11 Lstrl. in der Sekunde.
Ein Krieg wie der jetzige komme wirklich einem ökonomischen Erdbeben
gleich. Niemand könne voraussehen, bis zu welchem Grad von Gutem
oder Schlechtem sich die Welt infolge des Krieges verändern werde, aber
die Veränderung werde zweifellos kolossal sein.
Die gefangenen franzöfischen Geistlichen werden wie Offiziere behandelt.
Berlin, 13. Oktober. Während in Deutschland die Geistlichen
im Felde, soweit sie nicht als Militär-Seelsorger Anstellung finden, im
allgemeinen in der Krankenpflege verwendet werden, müssen bekanntlich
die französischen Geistlichen als einfache Soldaten in den Reihen des
Heeres mit der Waffe kämpfen.
Viele von ihnen sind infolgedessen bereits in deutsche Gefangenschaft
geraten und in unseren großen Gefangenenlagern untergebracht.