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russischer Vorstoß wurde auf der ganzen Linie unter schweren Verlusten
für die Russen zurückgeworfen.
Die in russischen Zeitungen verbreiteten Gerüchte über erbeutete
deutsche Geschütze entbehren jeder Begründung.
Die Schlacht an der Weichsel.
Der „Secolo“ bringt eine Drahtnachricht aus Petersburg, wonach
eine große Schlacht am linken Ufer der Weichsel stattfindet. Die Front
zwischen Sandomir und Petrokoff soll beinahe 200 Kilometer in An-
spruch nehmen. Die deutsche Streitmacht wird hier als stark angenommen.
Die Militärkritiker hoffen, daß es den Russen gelingen werde, den Feind
zurückzuhalten oder auf dem Wege nach Warschau zu zersprengen. Andere
meinen, daß der beste Plan derjenige wäre, den Feind aus seiner
Bafis zu locken, damit er seinen Seitenflügel in Galizien und in Nord-
polen eventuellen Angriffen aussetzte. Andererseits wird bemerkt, daß
politische Gründe es den Russen raten, Warschau bis aufs äußerste zu
verteidigen. Der Zar sandte an die Bevölkerung von Warschau eine
Ermahnung, sie sollten Vertrauen auf die russischen Waffen setzen.
(Berl. N. Nachr., 15. Oktober.)
Japan verletzt Chinas Neutralität.
Mailand, 15. Oktober.
Der Londoner „Daily Telegraph“ erfährt aus Peking: Eine japa-
nische Avantgarde, die aus zwei Kompagnien Infanterie bestand, hat
Tsinanfu, die Endstation der Schantung-Eisenbahn, besetzt. Sie hat sich
heute ohne Zwischenfall des ganzen dort versammelten rollenden Mate-
rials bemächtigt. Die fünfte Diovision des chinesischen Heeres, 10 000
Mann stark, die in der Nähe lagerte, ist auf Beobachtungsposten ge-
blieben. Zwar sind fortwährend Zwischenfälle vorgekommen, aber den
japanischen Truppen ist doch kein offener Widerstand entgegengestellt
worden. Ein ganzer Bahnbeamtenstab verläßt Japan mit dem Zweck,
die Schantung-Eisenbahn unter genau denselben Bedingungen zu über-
nehmen wie die Eisenbahnstrecke im Süden der Mandschurei.
(Voss. Ztg., 15. Oktober.)
Kampf an der Meeresküste.
Kopenhagen,, 14. Oktober. (W.T.B.)
Die „Berlingske Tidende“ meldet aus London: Ein englischer Korre-
spondent traf in Veurne (Furnes) die Vortruppen des von Antwerpen
kommenden belgischen Heeres an. Reisende, die gestern von Ostende an-
gekommen sind, haben einen heftigen Kampf bei Oostdunkerke dicht am
Meere beobachtet. «
Panik in Ostende.
Rotterdam,, 15. Oktober.
Der Korrespondent der Londoner „Daily News“ ist gestern abend
aus Ostende in Sluys angekommen. Er berichtet, es. hatte den Anschein,
als ob die ganze Bevölkerung von Ostende bald in Holland sein würde,
solche Panik hätte sie ergriffen, als morgens um 9 Uhr wieder eine
„Taube“ zwei Bomben in der Nähe der Flugzeughalle warf und die
Brauerei in Brand setzte. Nachmittags zwei Uhr wurde bekanntgegeben,
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