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bei einem, das mit Galle vor= und nachbehandelt
war; es wurde später, nach Heilung der ersten
Infektion, noch fünfmal virulent infiziert, ohne
wieder zu erkranken. Ich halte es nicht für aus-
geschlossen, daß durch längere oder intensivere
Vorbehandlung oder sonstige Anderung der Ver-
suchsanordnung auch ein vollkommener Schutz zu
erreichen wäre. — Die Injektion von Galle ver-
ursacht meist Reizerscheinungen, kann auch zu
Abszessen und selbst umfangreichen Gewebsnekrosen
führen, doch ist dieser Ubelstand vielleicht durch
intravenöse Einführung zu vermeiden.
Mit dem Blut kranker oder gefallener Tiere,
dessen Trypanosomen durch vorsichtiges Er-
wärmen oder Zusatz chemischer Mittel abge-
tötet waren, wurden von August bis November
1904 zwei Rinder behandelt, die auf eine im
Dezember ausgeführte virulente Infektion
zwar schwer erkrankten, sie aber beide über-
standen und jetzt ebenfalls als immun betrachtet
werden dürfen. Es wäre danach wohl denkbar,
daß durch Anwendung größerer Blutmengen oder
andere Verbesserungen ein ausreichender Schutz
erzielt werden kann. Ob dabei dem Serum, den
Leukozyten oder den toten Parasitenleibern die
Hauptrolle zufallen würde, sei dahingestellt. Erst
später eingeleitete Versuche der Art sind nicht
mehr zum Abschluß gekommen.
In einem anderen Versuch hatte ich nur ein-
mal eine Mischung von trypanosomenhaltigem
Blut und Gakle, in der also die Parasiten
durch die Galle unschädlich gemacht waren, inji-
ziert und ließ schon nach wenigen Wochen die
Infektion, und zwar gleich eine virulente, folgen.
Beide so behandelte Rinder erkrankten schwer.
Aber nur eines ging (im Laufe von sechs Mona-
ten) ein, das andere kam durch, erholte sich
vollständig und hat wohl Immunität erlangt;
sein Serum zeigte acht Monate nach der Infek-
tion spezifische Wirkung.
Sobald immunisierte Rinder zur Verfügung
standen, wurde ihr Blut bzw. Serum auch in
vivo auf das Vorhandensein und die Verwert-
barkeit von Schutzstoffen geprüft. Da das Blut
der immunisierten Rinder, wie erwähnt, noch
Trypanosomen von durchaus nicht harmloser
Natur enthielt, wurde es nicht frisch, sondern
konserviert oder nach Erwärmung verwandt und
so eine unerwünschte Infektion vermieden.
Hunde, die zunächst benutzt wurden, weil für
sie ein Trypanosomenstamum von hoher und
gleichmäßiger Virulenz vorhanden war, also
schnelle Entscheidungen herbeigeführt werden
konnten, wurden durch solches Rinderblut oder
-serum nicht oder wenig geschützt. Nur bei
einem Hunde, der virulentes Blut vermischt mit
Immunblut erhalten hatte, wurde dadurch das
Auftreten der Parasiten bis zum 15. Tage, der
Tod bis zum 44. Tage hinausgeschoben, während
die Kontrollen schon am 6. özw. 7. Tage Para-
siten aufwiesen und am 10. bzw. 12. Tage ein-
gingen. Bei einem Rinde jedoch, dem virulentes
Blut ebenfalls vermischt mit Blut eines immuni-
sierten Rindes eingespritzt wurde, blieb zwar die
Infektion auch nicht völlig aus, aber es kam
überhaupt nicht zu merkbarer Erkrankung. Die
Trypanosomen waren stets nur vereinzelt, nach
dem 30. Tage mikroskopisch überhaupt nicht mehr
nachweisbar, die Temperatur zeigte nur vorüber-
gehend Steigerungen und das Tier erschien bis
zum Ende der Beobachtung, ¾ Jahr nach der
Impfung, völlig gesund. Das Kontrollrind wies
zahlreiche Parasiten auf, fieberte hoch und ver-
endete am 50. Tage.
Diejenigen Versuche, an denen mir besonders
gelegen war, die aber erst kurz vor Abbruch der
Arbeiten begonnen wurden, waren in der Weise
angelegt, daß die vorhandenen immunisierten
Rinder „hochgetrieben“ oder „fortifiziert“, d. h.
durch weitere Injektionen virulenten Blutes in
steigender Menge zu vermehrter Bildung von
Schutzstoffen gezwungen werden sollten. Mit
ihrem trypanosomenfrei gemachten Blut oder
Serum sollten dann andere Rinder behandelt
werden. Wären bei diesen nach einer später
vorzunehmenden Infektion doch Trypanosomen
aufgetreten und nicht bald gänzlich wieder ver-
schwunden, so konnte eine der Vorbehandlung
entsprechende Nachbehandlung zum Ziele führen.
Gelang der Versuch damals überhaupt noch nicht,
so mußten die die Schutzstoffe liefernden Tiere
erst noch weiter fortifiziert werden.
Ich halte es für sehr wohl möglich, daß man
schließlich doch zu einem Verfahren gelangen
könnte, das von dem allen bisherigen Tsetse-
Schutzimpfungen anhaftenden Nachteil, der Krank-
heitsverbreitung Vorschub zu leisten, frei und
somit unbedenklich in jeder praktisch erreichbaren
Ausdehnung anwendbar wäre. Und deshalb
scheint mir die Wiederaufnahme der Arbeiten
unter Weglassung aller Passage= u. dgl. Ver-
suche durchaus wünschenswert.
Unter den in Ssongea zurückgelassenen Rindern
sind 2, die zuletzt auch große Mengen virulenten
Blutes anstandslos vertragen hatten, ferner 15,
die zum Teil mehrere Infektionen, mindestens
aber eine virulente überstanden haben und mit
großer Wahrscheinlichkeit als immun zu betrachten
sind.“') Auch von den übrigen 25, die sämtlich
Das Serum von zehn dieser Rinder zeigte schon
im Sommer 1005 eine ausgesprochene spezifische Wirkung
in vitro. Ich habe diese Beobachtungen nicht allein am
frischen lebenden Präparat gemacht, weil man dabeistets Täu-
schungen ausgesetzt ist, sondern vorzugsweise am gefärbten.