schaffen. Viele von unseren Herren Kollegen ziehen mit hinaus in den Kampf um
die Ehre des Vaterlandes. Unter uns ist keiner, der nicht von einem oder mehreren
Söhnen und sonstigen Familienmitgliedern Abschied nehmen müßte. Unsere wärmsten
und innigsten Segenswünsche begleiten sie alle auf dem schweren, aber ehrenvollen
Gange in den heiligen Kampf. (Lebhaftes Zravo.) Unsere Segenswünsche begleiten
unser ganzes Heer, unsere ganze Marine. (Erneutes lebhastes Bravo.) Wir sind
des felsenfesten Bertrauens, daß die Schlachtfelder, die das Zlut unserer Helden
tränkt, eine Saat hervorbringen werden, die dazu berufen ist, eine Frucht zu tragen,
so schön, wie wir sie nur denken können: die Frucht neuer Blüte, neuer Wohlfahrt,
neuer Macht des deutschen Vaterlandes. (Stürmischer BZeifall.)
Nach ihm ergriff Reichskanzler v. Bekhmann Hollweg das Wort und erklärke:
Meine Herren, am Schlusse dieser kurzen, aber ernsten Tagung ein kurzes Wort.
Nicht nur das Gewicht Ihrer Beschlüsse gibt dieser Tagung ihre Bedeutung, son-
dern der Geist, aus dem heraus diese Beschlüsse gefaßt sind: der Geist der Einheit
Deutschlands, des unbedingten, rückhaltlosen, gegenseitigen Bertrauens auf Leben
und Tod. (Bravol) Was uns auch beschieden sein mag: der 4. August 1914 wird
bis in alle Ewigkeit hinein einer der größten Tage Deutschlands sein. (Lebhafter
Beifall) Seine Majestät der Kaiser und Seine hohen Verbündeten haben mir den
Auftrag gegeben, dem Reichstage zu danken.
Darauf verlas der Reichskanzler die Kaiserliche Berordnung, die den Reichstag
bis zum 24. November vertagt.
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Manifest des Königs von Baye#n.
München, 4. August. Der König von Bayern hat folgendes Manifestausgegeben:
An meine Bayernl!
Deutschland hat den Kampf nach zwei Fronten ausgenommen. Der Druck
der Ungewißheit ist von uns gewichen. Das deutsche BZolk weiß, wer seine
Gegner sind. In ruhigem Ernfi, erfüllt von Gottvertrauen und Zuversscht,
scharen unsere wehrhafsten Männer sich um die Fahnen. Es gibt kein Haus,
das nicht teil hätte an diesem frevelhaft uns aufgedrungenen Krieg.
Bewegten Herzens sehen wir unsere Tapferen ins Feld ziehen. Der Kampf,
der unser Heer erwartet, geht um die heiligsten Güter, um unsere Ehre und
Existenz. Gott hat das deutsche Bolk in vier Jahrzehnten rastloser Arbeit
groß und stark gemacht. Er hat unser Friedenswerk sichtbar gesegnet. Er
wird mit unserer Sache sein, die gut und gerecht ist.
Wie unsere tapferen Soldaten draußen vor dem Feinde, so stelle auch zu
Hause jeder seinen Mann. Wollen wir, jeder nach seiner Kraft, im eigenen
Lande Helfer sein für die, die hinausgezogen sind, um mit starker Hand den
Herd der BZäter zu verteidigen. Tue jeder freudig die Pslicht, die sein vater-
ländisches Empfinden ihn übernehmen heißt. IUnsere Frauen und Töchter sind
im Lande mit tatkrästigem Zeispiele vorangegangen.