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Ich muß das Gespräch in Anbetracht der positiven, zahlreichen, über erfolgte
Einziehungen vorliegenden Nachrichten als einen Versuch betrachten, uns über den
Umfang der bisherigen Maßnahmen irrezuführen.«
Da die Russische Regierung auf die verschiedenen Anfragen über die Gründe
ihrer drohenden Haltung des öfteren darauf hinwies, daß Osterreich · Ungarn noch keine
Konversation in Petersburg begonnen habe, erhielt der österreichisch · ungarische Botschafter
in Petersburg am 29. Juli auf unsere Anregung die Weisung, mit Herrn Sasonow
die Konversation zu beginnen. Graf Szapary ist ermächtigt worden, die durch den
Beginn des Kriegszustandes allerdings überholte Note an Serbien dem russischen
Minister gegenüber zu erläutern und jede Anregung entgegenzunehmen, die von
russischer Seite aus noch weiter erfolgen sollte, sowie mit Sasonow alle direkt die
österreichich-russischen Beziehungen tangierenden Fragen zu besprechen.
Schulter an Schulter mit England haben wir unausgesetzt an der Vermitte.
lungsaktion fortgearbeitet und jeden Vorschlag in Wien unterstützt, von dem wir die
Möglichkeit einer friedlichen Lösung des Konflikts erhoffen zu können glaubten.
Wir haben noch am 30. einen englischen Vorschlag nach Wien weitergegeben, der
als Basis der Verhandlungen aufstellte, Österreich-Ungarn solle nach erfolgtem Ein-
marsch in Serbien dort seine Bedingungen diktieren. Wir mußten annehmen, daß
Rußland diese Basis akzeptieren würde.
Während in der Jeit vom 29. bis 31. Juli diese unsere Bemühungen um
Vermittelung, von der englischen Diplomatie unterstützt, mit steigender Dringlichkeit
fortgeführt wurden, kamen immer erneute und sich häufende Meldungen über russische
Mobilisierungsmaßnahmen. Truppenansammlungen an der ostpreußischen Grenze, die
Verhängung des Kriegszustandes über sämtliche wichtigen Plätze der russischen West-
grenze ließen keinen Zweifel mehr daran, daß die russische Mobilisierung auch gegen
uns in vollem Gange war, während gleichzeitig unserem Vertreter in Petersburg
alle derartigen Maßregeln erneut ehrenwörtlich abgeleugnet wurden. Noch ehe
die Wiener Antwort auf den letzten englisch-deutschen Vermittelungsvorschlag, dessen
Tendenz und Grundlage in Petersburg bekannt gewesen sein mußte) in Berlin
eintreffen konnte, ordnete Rußland die allgemeine Mobilmachung an. In den gleichen
Tagen fand zwischen Seiner Majestät dem Kaiser und König und dem Baren
Nikolaus ein Telegrammwechsel statt, in dem Seine Majestät den Jaren auf den
drohenden Charakter der russischen Mobilmachung und die Fortdauer seiner eigenen
vermittelnden Tätigkeit aufmerksam machte.
Am 31. Juli richtete der Zar an Seine Majestät den Kaiser folgendes
Telegramm:
„Ich danke Dir von Herzen für Deine Vermittlung, die eine Hoffnung aufleuchten
läßt, daß doch noch alles friedlich enden könnte. Es ist technisch unmöglich, unsere
militärischen Vorbereitungen einzustellen, die durch Osterreichs Mobilisierung notwendig
geworden sind. Wir sind weit davon entfernt, einen Krieg zu wünschen. Solange
wie die Verhandlungen mit Österreich über Serbien andauern, werden meine Truppen
keine herausfordernde Aktion unternehmen. Ich gebe Dir mein feierliches Wort darauf.
Ich vertraue mit aller Kraft auf Gottes Gnade und hoffe auf den Erfolg Deiner
Vermittelung in Wien für die Wohlfahrt unserer Länder und den Frieden Europas.
Dein Dir herzlich ergebener
Nikolaus.“