Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 1 (1)

— 27 — 
Nr. 3. 
Telegramm des Kaiserlichen Botschafters in Wien 
an den Keichskanzler vom 24. Juli 1914. 
Graf Berchtold hat heute den Russischen Geschäftsträger zu sich gebeten, um 
ihm eingehend und freundschaftlich den Standpunkt Österreich-Ungarns Serbien gegen. 
über auseinanderzusetzen. Nach Rekapitulierung der historischen Entwickelung der 
letzten Jahre betonte er, daß die Monarchie nicht daran denke, Serbien gegenüber 
erobernd aufzutreten. Österreich-Ungarn werde kein serbisches Territorium beanspruchen. 
Es halte strikt daran fest, daß der Schritt nur eine definitive Maßregel gegenüber 
den serbischen Wühlereien zum Jiele habe. Notgedrungen müsse Österreich-Ungarn Garantien 
für ein weiteres freundschaftliches Verhalten Serbiens der Monarchie gegenüber ver- 
langen. Es liege ihm fern, eine Verschiebung der Machtverhältnisse im Balkan her- 
beiführen zu wollen. Der Geschäftsträger, der noch keine Weisungen aus Petersburg 
hatte, hat die Ausführungen des Ministers ad referendum genommen mit der 
Zusage, sie sofort. Sasonow zu unterbreiten. 
  
Nr. 4. 
Telegramm des Kaiserlichen Botschafters in Hetersburg 
an den Keichskanzler vom 24. Juli 1914. 
Den Inhalt des Erlasses 592 habe ich soeben in einer langen Unterredung 
mit Sasonow eingehend verwertet. Der Minister erging sich gegen Österreich-Ungarn 
in maßlosen Anklagen und war sehr erregt. Auf das bestimmteste erklärte er: daß 
die serbisch.österreichische Differenz zwischen den Beteiligten allein ausgetragen werde, 
könne Rußland unmöglich zulassen. 
  
Nr. 5. 
Der Kaiserliche Botschafter in Hetersburg an den Reichskanzler. 
Telegramm vom 26. Juli 1914. 
Der Osterreichisch-Ungarische Botschafter hatte heute nachmittag eine längere 
Unterredung mit Sasonow. Beide Beteiligte hatten, wie sie mir nachher sagten, 
einen befriedigenden Eindruck. Die Versicherung des Botschafters, daß Hsterreich— 
Ungarn keine Eroberungspläne habe und nur endlich an seinen Grenzen Ruhe haben 
wolle, hat den Minister sichtlich beruhigt. 
  
—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.