IV. Der Sar an Seine Majestät.
Peterhof. Palais, 29. Juli 8.20 p. m.
Danke für Dein versöhnliches und freundliches Telegramm, während die offi-
zielle Mitteilung, die heute Dein Botschafter meinem Minister gemacht hat, in einem
sehr verschiedenen Tone gehalten war. Ich bitte Dich, diesen Unterschied zu erklären.
Es würde richtiger sein, das österreichtsch- serbische Droblem der Haager Konferenz
zu übergeben. Ich vertraue auf Deine Weisheit und Freundschaft.
gez. Nikolaus.
V. Seine Masestät an den Saren.
30. Juli 1 a. m.
Mein Botschafter ist angewiesen, Deine Regierung auf die Gefahren und
schweren Konsequenzen einer Mobilisation hinzuweisen; das gleiche habe ich Dir in
meinem letzten Telegramm gesagt. Österreich-Ungarn hat nur gegen Serbien mobili-
siert, und zwar nur einen Teil seiner Armee. Wenn Rußland, wie es jetzt nach
Deiner und Oeiner Regierung Mitteilung der Fall ist, gegen Osterreich-Ungarn mobil
macht, so wird die Vermittlerrolle, mit der Du mich in freundschaftlicher Weise
betrautest, und die ich auf Deine ausdrückliche Bitte angenommen habe, gefährdet,
wenn nicht unmöglich gemacht. Die ganze Schwere der Entscheidung ruht jetzt auf
Deinen Schultern, sie haben die Verantwortung für Krieg oder Frieden zu tragen.
gez. Wilhelm.
VI. Der Sar an seine Masestät.
Peterhof, den 30. Juli 1914, 1b 20p. m.
Ich dauke Dir von Herzen für Deine rasche Antwort. Ich entsende heute
Abend Tatischtscheff mit Instruktion. Die jetzt in Kraft tretenden militärischen Maß-
nahmen sind schon vor 5 Tagen beschlossen worden, und zwar aus Gründen der Ver-
teidigung gegen die Vorbereitungen Österreichs. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß
diese Maßnahmen in keiner Weise Deine Stellung als Vermittler beeinflussen werden,
die ich sehr hoch anschlage. Wir brauchen Oeinen starken Druck auf Osterreich,
damit es zu einer Verständigung mit uns kommt.
Nikolaus.
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