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denken, daß wir uns auf ein derartiges Abkommen einlassen würden, das uns
die Neutralität Großbritanniens sichere.
Der Minister sagte, er wolle sich erkundigen, verkannte auch nicht die
Schwierigkeiten, beiderseitig das Militär in Untätigkeit zurückzuhalten.“
Drittens um ½9 Uhr abends:
Meine Meldung von heute früh ist durch meine Meldung von
heute abend aufgehoben. Da positiver englischer Vorschlag überhaupt nicht
vorliegt, erübrigen sich weitere Schritte im Sinne der mir erteilten Weisungen.
Wie ersichtlich, enthalten diese Telegramme keinerlei Andentung darüber, daß
ein Mißverständnis vorgelegen habe, und nichts über die von englischer Seite be-
hauptete Aufklärung des angeblichen Mißverständnisses.
7. Amtliche Aktenstücke zur Dorgeschichte des Krieges.
(Norddeutsche Allgemeine Zeitung vom 16. Oktober 1914.)
Angesichts der bei unseren Gegnern hervortretenden Bestrebungen, der deutschen
!? Militärparteir und dem deutschen Militarismus die Schuld an dem gegenwärtigen
Kriege zuzuschieben, veröffentlichen wir nachstehend eine Reihe von Berichten der deut.
schen diplomatischen Vertreter im Auslande, die die politischen und militärpolitischen
Beziehungen der Ententemächte vor dem Kriegsausbruch zum Gegenstande haben. Von
einer Bezeichnung der berichtenden Stellen und des genaueren Datums ist aus nahe-
liegenden Gründen abgesehen worden. Diese Schriftstücke sprechen für sich selbst.
.. . . März 1913.
Immer enger werden die Maschen des Netzes, in die es der französischen Diplo-
matie gelingt, England zu verstricken. Schon in den ersten Phasen des Marokko-
konfliktes hat bekanntlich England an Frankreich Zusagen militärischer Natur gemacht,
die sich inzwischen zu konkreten Vereinbarungen der beiderseitigen Generalstäbe ver-
dichtet haben. Bezüglich der Abmachungen wegen einer Kooperation zur See erfahre
ich von gewöhnlich gut unterrichteter Seite das Folgende:
Die englische Flotte übernimmi den Schutz der Nordsee, des Kanals und des
Atlantischen Ozeans, um Frankreich die Möglichkeit zu geben, seine Seestreitkräfte im
westlichen Bassin des Mittelländischen Meeres zu konzentrieren, wobei ihm als Stütz-
punkt für die Flotte Malta zur Verfügung gestellt wird. Die Details beziehen sich
auf die Verwendung von französischen Torpedoflottillen und Unterseebooten im Kanal
13°“