11. Meue Dotkumente über Englands Neutralitätsbruch
(Norddeutsche Allgemeine Zeitung vom 2. Dezember 1914.)
Es mehren sich die Belege dafür, daß England im Verein mit Belgien den
Krieg gegen Deutschland nicht nur diplomatisch, sondern auch militärisch schon im
Frieden aufs äußerste vorbereitet hat. Neuerdings erbeuteten unsere Truppen geheime
militärische Handbücher über Belgiens Wege und Flüsse, die der englische Generalstab
(Belgium, Road and River Reports prepared by the General Staff, War Office)
herausgegeben hat. Uns liegen 4 Bände dieses Handbuches vor, von denen Bandl
bereits 1912, Band lIl 1913, Band Ill (in 2 Teilen) und Band IV 1914 ge.
druckt wurden.
Sie haben den Aufdruck: -. Vertraulich. Dies Buch ist Eigentum der Britischen
Regierung und ist bestimmt für die persönliche Information von .. der für die
sichere Aufbewahrung des Buches selbst verantwortlich ist. Der Inhalt ist nur be.
rechtigten Personen zu eröffnen.=
Die Handbücher enthalten auf Grund militärischer Erkundungen die denkbar
genauesten Geländebeschreibungen. Der Eingangsvermerk lautet: „ Diese Berichte
können nur den Justand der Wege zu der Zeit wiedergeben, in der sie erkundet
wurden. Es wird stets ratsam sein, sie vor Benutzung abermals zu erkunden, um
sich zu versichern, daß sie nicht durch Reparaturen, Rohrlegungen usw. gesperrt sind.“
So wird z. B. in Band I S. 130ff die große Straße Nieuport-Dixmuide—
Bpern-Menin-Tourcoing-Tournai nach Wegebeschaffenheit, Gelände, taktischen
Rücksichten, Beobachtungspunkten und Wasserverhältnissen an der Hand beigefügter
Karten besprochen. In dieser Besprechung werden die längs der Straße gelegenen
Ortschaften aufgezählt und beschrieben. Wir finden ihre genaue Entfernung von-
einander sowie eingehende Angaben über das einschlägige Wegenetz in bezug auf
Steigungen, Brücken, Kreuzungen, Telephon. und Telegraphenstellen, Eisenbahnstationen,
einschließlich Länge der Plattformen und Rampen, Kleinbahnen, Petroleumtankstellen usw.
Stets wird mitgeteilt, ob die Bevölkerung ganz oder teilweise Französisch spricht.
Als Beispiel seien die taktischen Bemerkungen über Dixmnide auf S. 151
wörtlich mitgeteilt: „ Dixmuide wird von Norden oder Süden schwer zu nehmen sein.
Die beste Verteidigungsstellung gegen Süden wäre westlich der und bis zur Straße
der Bahndamm, östlich der Straße eine Reihe kleiner Hügel. Westlich der Straße
ist das Schußfeld auf 1 500 Yards gut, östlich davon ist der Ausblick durch
Bäume behindert. Iwei Bataillone würden für die Besetzung ausreichen. Die feind-
liche Artillerie würde wahrscheinlich nahe Hoogmolen und Veartkant stehen. Sonst
ist dort taktisch nichts von Bedeutung, auch nichts vorhanden, was das Marsch-
tempo verzögern könnte. Beobachtungspunkt: die Mühle von Reencheeck mit freiem
Rundblick, und der Koelberg, 7½ Meilen von Dpern, mit Ausblick nach Ost und
Süd.= Rebenbei bemerkt werden in der Regel die Kirchtürme als gute Beobachtungs-
posten angegeben.
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