Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 1 (1)

  
  
  
Anklagen nicht mit großer Achtung und Ernst zu behandeln. Wir sagen keineswegs, 
daß die Anschuldigungen zugegeben werden müssen. Das hängt ab von dem 
Beweismaterial, über das ein Lrteil abzugeben wir ulcht in der Lage slnd. Wir 
sagen nur, daß die serbische Antwort notwendig eine ernsthaffe Erwiderung auf eine 
Jeihe schwerer Anschuldigungen sein muß. Man hat viel von RKußlands Haltung 
in dieser Frage gesprochen, aber wenn die in der Note enthaltenen Anschuldigungen 
lubstanziiert werden können, so glauben wir nicht, daß die russische Negierung sehr 
erheblichen Einspruch dagegen erheben dürfte, daß Serbien genötigt wird, Oesterreich- 
Angarn Genugkuung zu geben.“ (W. T. B.) 
Eine Note Oesterreich-AUngarns an die Mächte. 
Wien, 24. Juli. Die k. k. Botschafter im Deutschen Reich, In Frankreich, Groß- 
britannien, Italien, Kußland und der Türkei sind von ihrer Regierung beauftragt 
worden, den Inhalt der österreichischungarischen Note an die serbische Regierung zur 
Kenntnis der Regierung zu bringen, bei der sie beglaubigt sind, und folgendes 
hinzuzufügen: 
Am 31. März 1909 hat die königlich serbische Kegierung an Oesterreich= Ungarn eine 
Erklärung gerichtet, deren Wortlaut in der Note an Serbien wiedergegeben Ist. Fast 
am Tage nach dieser Erklärung hat die Holitik Serbiens in Wege eingelenkt, die dazu 
führten, bei den serbischen Staatsangehörigen der österreichisch-ungarischen Monarchie 
subversive Ideen zu erwecken und dadurch dle Loslösung jener Gebicte vorzubereiten, 
die an Serbien angrenzen. Serbien wurde der Ort einer verbrecherischen Agitation. 
Es bildeten sich Bereine und Bereinigungen, die, sei es vor aller Welt, sei es im 
geheimen, dazu bestimmt waren, auf österreichischungarischem Gebiet Unruhen hervor- 
zurusen. Diese Zereine und Vereinigungen zählen zu ihren Mitgliedern Generale und 
Diplomaten, Staatsbeamte und Richter, mit einem Wort: führende Hersönlichkeiten 
der amtlichen und nichtamtlichen Welt des Königreichs. Die serbische Hresse steht fast 
vollständig im Dienste dieser gegen Oesterreich-AUngarn gerichteten Dropaganda, und kein 
Tag vergeht, ohne daß die Organe der serbischen Dresse ihre Leser zum Hasse und zur 
Berachtung der Nachbarmonarchie oder zu Attentaten aufreizen, die mehr oder minder 
offen gegen die Sicherheit und den Bestand der letzteren gerichtet sind. Eine große 
Anzahl von Agenten ist damit beschästigt, die Agitation gegen Oesterreich-Ungarn mit 
allen Mitteln zu fördern und die Jugend der an Serbien angrenzenden österreichisch- 
ungarischen Gebiete zu verführen. Der Geist der Berschwörung, der die politisierenden 
Kreise Serbiens beherrscht und der seine blutigen Spuren in den Annalen der serbischen 
Geschichte hinterlassen hat, ist seit der letzten Balkankrise im WGachsen begriffen. Mit-. 
glieder von Banden, die bisher in Mazedonien Beschäftigung fanden, hoben sich der 
terroristischen Dropaganda gegen Oesterreich-ngarn zur Verfügung gestellt. Die serbische 
Zegierung hat sich nicht bemüßigt gesehen, gegen diese IU#mtriebe, denen Oesterreich-Angarn 
seit Jahren ausgesetzt ist, in irgendeiner Weise einzuschreiten. Die königlich serbische 
Zegierung hat der feierlichen Erklärung vom 31. März 1900 nicht Genüge getan und 
 
	        
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