sich solchergestalt in Widerspruch gesetzt mit dem Willen Europas und der Oesterreich-
ngarn gegenüber eingegangenen Verpflichtung. Die Langmut, die die k. k. Regierung
der herausfordernden Haltung Serbiens gegenüber beobachtete, war darauf zurückzu-
führen, daß sse sich frei von kerritorialem Eigennutz wußte und die Hoffnung nicht aufgab,
daß die serbische Regierung die Freundschaft Oesterreich- Ungarns schließlich richtig
bewerten werde. Die k. k. Kegierung hatte geglaubt, daß eine wohlwollende Haltung
gegenüber dem politischen Interesse Serbiens das Königreich am Ende doch veranlassen
werde, eine gleiche Haltung zu beobachten. Oesterreich-Ungarn erwartete eine solche
Entwicklung der politischen Ideen in Serbien insbesondere in dem Augenblick, als nach
den Ereignissen des Jahres 1012 die k. u. k. KRegierung durch ihre selbsilose, von
jedem Uebelwolsen freie Haltung die so bedeutende VBergrößerung Serbiens möglich
machte. Das dem Nachbar seitens Oesterreich= Ungarns bekundete Wohlwollen hat sedoch
die Vorgehensweise des Königreichs nicht geändert, das forlfuhr, auf seinem Territorium
eine Dropaganda zu dulden, deren traurige Folgen am 28. Juni 1914 der ganzen
Welt offenbar wurden, an jenem Tage, wo der Thronfolger der Monarchie und seine
erlauchte Gemahlin einer in Belgrad entstandenen VBerschwörung zum Opfer feelen.
Zei dieser Lage der Dinge hat sich die k. k. Regierung genötigt gesehen, einen neuen
und dringenden Schritt in Belgrad zu unternehmen, um solcherart die serbische
Reaierung dazu zu bringen, einer Bedrohung Einhalt zu gebieten, die die Sicherheit
und den Bestand Oesterreich-Angarns gefährdet. Die k. k. Regierung ist überzeugt, sich,
indem sse diesen Schritt unternimmt, in vollem Einklang mit den Gefühlen aller
F#vilisterten Nationen zu befinden, die es nicht zugeben können, daß der Königsmord zur
Waffe wird, deren man sich ungestrast im politischen Kampfe bedienen dürfe, und daß
der Friede Europas unausgesehzt durch Umtriebe gestört wird, die von Belgrad ausgehen.
Zur Unterstühung des Gesagten stellt die k. k. Kegierung zur Verfügung der Regierung
eine Sammlung von Aktenstücken bereit, die über die serbische Dropaganda und deren
Zusammenhang mit dem Morde vom 28. Juni Aufklärung geben.
(W. T. B.)
Eine Erklärung der russischen Regierung.
Detersburg, 24. Juli. Das amtliche Organ der russischen Regierung erklärt:
Die kaiserliche Kegierung ist lebhaft besorgt durch die überraschenden Ereignisse
und durch das an Serbien durch Oesterreich-ugarn gerichtete Ultimatum. Sie verfolgt
mit Aufmerksamkeit die Entwicklung des österreichisch-serbischen Konfliktes, in welchem
RKußland nicht indifferent bleiben kann. W. T.B)
London, 25. Juli. Das Reutersche Bureau meldet aus Detersburg: Der
heutige Ministerrat dauerte fast vier Stunden. Man versichert, daß Rußland
unverzüglich intervenieren und von Oesterreich verlangen wird, die Frist des AUltimatums
binauszuschieben, um der europäischen Diplomatie Zeit zu geben, ihren Einfkuß
geltend zu machen.
—. N: 4 rx
S *— 7 .. —
5