Die Franzosen verwenden jetzt auch in den Argonnen die neue Art von Hand—
granaten, durch deren Detonation die Luft verpestet werden soll. Auch französische
Infanteric-Explosiogeschosse, die beim Ausschlag Flammen erzeugen, wurden in den
gestrigen Kämpfen erncut festgestellt.
Oestlicher Kriegsschauplah. Die Tage im Osten ist unverändert.
Oberste Heeresleitung. (W. T. B.)
48 englische gegen 3 deutsche Bataillone.
Berlin, 14. März. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns geschrieben: Am 10. März
wurde bei einem bel Givenchy gefangenen Soldaten des erffen englischen Armeekorps folgender
Befehl gefunden:
„Sonderbefehl. An die erste Armee. Wir stehen im BZegriffe, den Feind unter ungewöhnlich
günstigen Zedingungen anzugreifen. Bisher hat in diesem Feldzuge die brliische Armee durch
lhren Schneld und ihre Entschlossenheit Siege über einen Feind davongetragen, der an Zahl
ind Zewafsnung wetit stärker war. Jetzt haben uns Derstärkungen dem Felud vor unserer
Front überlegen gemacht. Jetzt sind unsere Kanonen besser als die des Feindes, nicht nur an
Zahl, sondern vor allem: es sind die wirkungsvollsten Kanonen, die semals bel Irgendelner
Armee gebraucht worden sind.
Unsere Flieger haben die deutschen Flieger aus der Luft vertrieben.
tlnsere Verbündeten, Kussen und Franzosen, haben merkliche Fortschritte gemacht und dem
Felnde gewaltige Verluste beigebracht. Die Deutschen sind zudem durch Anruhen im Inlande
und Mangel an allem zur Kriegführung Notwendigen (supplies) geschwächt. Es steht aber
nicht zu erwarten, das sie gegen uns hier noch erhebliche Verstärkungen einzusetzen haben. Uns
gegenüber steht nur ein einziges deutsches Korps mit einer Ausdehnung gleich der unserer ganzen
ersten Armee. Wir werden setzt mit etwa 48 Bataillonen einen Abschnitt dieser Front angrelfen,
ber von nur eiwa 3 deutschen Bataillonen verteidigt wird. Am ersten Tag des Kampfes
werden die Oeutschen voraussichtlich höchstens noch 4 weltere Batalllone zur Verfkärkung
für den Gegenangriff heranziehen können. Schnelligkelt ist daher die Hauptsache, um dem
Feind zuvorzukommen und um den Erfolg zu haben, ohne schwere Verluste zu erleiden.
Niemals in diesem Kriege hat es einen günstigeren Augenblick für uns gegeben, und ich bin
des Erfolges gewiß. Die Größe des Erfolges hängt von der Schnelligkeit und Enischlossenheit
unseres Vorgehens ab.
Wenn wir auch in Frankreich fechten, so wollen wir uns doch immer vor Augen halten,
daß wir für die Erhaltung des britischen Resches kämpfen und für den Schutz unserer Heimat
gegen die planmäßige Barbarei (orgenised savagery) des deutschen Heeres.
Wir müssen alle zu dem Erfolge beitragen und wie Männer für Alt-Englands Ehre kämpfen.
(gez.): D. Haig, Oberbefehlshaber der 1. Armcee
0. März 1015.“
Dieser Zefehl wird ein Dokument in der Kriegögeschichte werden. Er zeigt, zu welchen
Mitteln hohe englische Offiziere greifen müssen, um den ihnen unterstellten Truppen Mut und
Entschlossenheit einzussößen. In welch hohem Ansehen muß die deutsche Truppe bel ihrem
Feinde stehen, wenn dieser nur bei der gewaltigen Leberlegenheit von 48 Bataillonen gegen 3
einen Erfolg im Angriff erhofft! Der angekündigte Angriff der englischen ersten Armee erfolgte
am 10. März. Es gelang den Engländern, auf einer Brelte von etwa 2½⅛ Kilometern beider-
seits Neuve Chapelle in unsere vorderste Linie einzudringen. Auf den übrigen Tellen des
Kampffeldes wurden die Engländer unter Verlusien abgewiesen. (W. T. B.)