Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 2 (2)

  
denen die erstere von Botha persönlich geführt wurde. Die Deutschen hatten hier am Ostrande 
der Namib stark befestigte Stellungen eingenommen. Bothas Plan scheint darin bestanden zu 
haben, sie sowohl von Norden wie von Süden mit überlegenen Streitkräften zu umfassen. 
Die eine Hälfte der zweiten Brigade rückte daher nach Norden vor, um dem Feind die Ver- 
bindung abzuschneiden. Die zweite Hälfte richtete ihre Stoßkraft gegen die Bahnstation Pforte. 
Botha selbst ging mit der ersten Brigade gegen Riet vor. Alle drei Abteilungen hatten am 
Abend des 19. März ihre Stellungen bezogen, und der Kampf begann gleichzeitig in der Frühe 
des 20. an allen drei Stellen. 
Ueber den Erfolg der Kämpfe geben die wenig zuverlässigen Reuter-Meldungen kein einheit- 
liches klares Bild; so viel steht fest, daß die Deutschen sich gegen die erdrückende feindliche 
Uebermacht heldenhaft gewehrt haben. Im äußersten Norden „waren die Engländer außer- 
stande, den Feind aus seiner durch Schützengräben verstärkten Stellung zu werfen". Bei Pforte 
wurde von Morgengrauen bis 3 Uhr nachmittags gekämpft, dann sollen die Deutschen sich 
ergeben haben. (?) Botha selbst kämpfte bei Riet gegen eine „ungewöhnlich skark befestigte 
Stellung“ der Deutschen nicht sonderlich glücklich. „Der Kampf dauerte den ganzen Tag, und 
erst spät am Abend zog sich der Feind zurück." 
Die ersten Siegesberichte Reuters über das erbeutete Kriegsmaterial, über die Gefangen- 
nahme von 210 Deutschen usw. scheinen wenig glaubwürdig oder zum mindesten stark über- 
trieben. Eine später bekanntgegebene amtliche Meldung gibt die englischen Verluste auf 13 Tote, 
36 Verwundete und 43 Vermißte an. Bezeichnenderweise meldete der Pariser „Figaro“ schon 
vor den amtlich bekanntgegebenen Verlustzahlen in einem Londoner Telegramm vom 21. März, 
daß die englischen Verluste recht beträchtlich (essez élevées) seien. (W. T. B.) 
Gescheiterter französischer Angriff bei Nieder-Aspach. 
Großes Hauptquartier, 3. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz. Ein Versuch der Belgier, das ihnen am 
31. März entrissene Klosterhoek- Gehöft wieder zu nehmen, scheiterte. 
Im Priesterwalde mißlang ein französischer Vorstoß. 
Ein französischer Angriff auf die Höhen bei und südlich von Nieder-Aspach 
westlich von Mülhausen wurde zurückgeschlagen. 
Oestlicher Kriegsschauplatz. Auf der Ostfront ereignete sich nichts Wesentliches. 
Oberste Heeresleitung. (W. T. B.) 
Vergeblicher englischer Landungsversuch an der Hedschasküste. 
Konstantinopel, 3. April. Das türkische Hauptquartier teilt mit: Keine 
wesentliche Aenderung in den Dardanellen und auf den anderen Kriegsschauplätzen. 
Am 21. März bombardierte ein englischer Kreuzer den Marktflecken Mugileh 
an der Küste von Hedschas und versuchte dort zu landen. Nachdem er daran ver- 
hindert worden war, kehrte er am folgenden Morgen zurück und bombardierte 
fünf Stunden hindurch den genannten Flecken. Er zerstörte die Moschee, auf die er 
besonders sein Feuer richtete, und beschädigte einige Häuser. Der Feind versuchte, 
Truppen in Schaluppen zu landen, wurde aber von unseren Truppenabteilungen 
und der bewaffneten Bevölkerung unter schweren Verlusten verjagt. Darauf zog 
sich auch der Kreuzer zurück. Wir hatten keine Verluste an Menschenleben. (W. T. B.)