betrachtet oder als Grundlage für Besprechungen unter den Kabinetten angenommen
werde. Der deutsche Botschafter war beauftragt, diesen Vorschlag dem Wiener
Kabinett zur Erwägung zu unterbreiten. In Beantwortung dieses Schrittes ließ
Graf Berchtold dem deutschen Botschafter am 29. Juli ein Memoire zukommen, in
welchem ausgeführt wurde, daß die serbische Antwort in den meisten Punkten Vor-
behalte formulierte, die den Wert der gemachten Zugeständnisse wesentlich beein-
trächtigten, und daß die Ablehnung gerade jene Punkte betreffe, die einige Bürgschaft
für die tatsächliche Erreichung des angestrebten Zweckes enthielten. Das Memoire
schließt wie folgt: „Wenn sich im übrigen das englische Kabinett bereit findet, seinen
Einfluß auf die russische Regierung im Sinne der Erhaltung des Friedens zwischen
den Großmächten und der Lokalisierung des uns durch die jahrelangen serbischen
Umtriebe aufgezwungenen Krieges geltend zu machen, so kann dies seitens der k. und
k. Regierung nur begrüßt werden.“
Am 30. Juli eröffnete der englische Staatssekretär dem Botschafter Fürsten Lichnowsky,
daß ihn Sasonow habe wissen lassen, er sei nach der Kriegserklärung Oesterreich-
Ungarns an Serbien nicht mehr in der Lage, mit Oesterreich-Ungarn direkt zu ver-
handeln, und spreche daher die Bitte aus, England möge seine Vermittlung wieder
aufnehmen unter der Voraussetzung der vorlaufigen Einstellung der Feindseligkeiten.
Der deutsche Botschafter in Wien teilte dies dem Grafen Berchtold mit, der am
31. Juli durch den Grafen Szögyeny in Berlin bekanntgeben ließ, daß er trotz der
russischen Mobilisserung bereit sei, dem Vorschlage Sir Edward Greys, zwischen
uns und Serbien zu vermitteln, näherzutreten, doch sei die Voraussetzung dafür,
daß unsere militärische Aktion gegen Serbien einstweilen ihren Fortgang nehme und
daß die russische Mobilisserung zum Stillstand komme.
Am 31. Juli traf jedoch folgendes Telegramm unseres Botschafters in Petersburg hier
ein: Heute früh Order zur allgemeinen Mobilisierung der gesamten Armee und Flotte erfolgt.
(W. T. B)
Die Sühne der Serajewoer Mordtat.
Serajewo, 3. Februar. Heute früh wurden im Hofe des Festungs-
gefängnisses Veljko Cubrilovic, Mieko Javanovic und Danilo Jlic, die im Hoch-
verratsprozeß zum Tode verurteilt waren, hingerichtet. Die Hinrichtung vollzog
sich ohne Zwischenfall. Die gleichfalls zum Tode verurteilten Jakov Milovic und
Nedjc Kerovic wurden begnadigt. Die Todesstrafe wurde in lebenslänglichen
beziehungsweise zwanzigjährigen schweren Kerker umgewandelt. Princip, der
Mörder des Erzherzogs, der bekannklich wegen seines jugendlichen Aiters nicht
zum Tode verurteilt werden konnte, erhielt eine zwanzigjährige Kerkerstrafe. (W. T. B.)
Erfolgreicher Sturmangriff bei Massiges. — Fortschreitender
Angriff in Polen.
Großes Hauptgquartier, 4. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz. An der Front zwischen Nordsee und Reims
fanden nur Artilleriekämpfe statt.