Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 2 (2)

Wenn die Russen wirklich von vornherein nichts weiter beabsichtigt hätten als 
die Behauptung altrussischen Gebietes, so wäre schwer zu verstehen, weshalb sie in 
den letzten Wochen bei dem Angriff auf die Karpathenpässe so gewaltige Anstrengungen 
gemacht und dabei Verluste erlitten haben, die nach zuverlässiger Schätzung das 
Dreifache der von den Verbündeten gebrachten und in der russischen Darstellung 
weit übertriebenen Opfer betragen. Jedermann weiß, daß die Besetzung Ungarns 
in den Plänen des russischen Generalstabs von jeher eine große Rolle spielte. Wenn 
daher jetzt die Ziele der russischen Heeresleitung plötzlich soviel enger gesteckt werden 
und die Absicht weiteren Vorgehens abgeleugnet wird, so kann man darin bei un- 
befangener Würdigung nichts weiter als ein schlecht verschleiertes Geständnis der 
Ohnmacht und eine Bestätigung des völligen Mißerfolges der russischen Karpathen- 
offensive sehen. (W. T. B.) 
Eine französische Hauptstellung am Croix des Carmes genommen. 
Großes Hauptquartier, 20. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz. In der Champagne machte unser Sappenangriff 
Fortschritte. 
In den Argonnen mißglückte ein französischer Angriff nördlich Le Four de Paris. 
Zwischen Maas und Mosel waren die Artilleriekämpfe nur an einzelnen Stellen 
lebhaft. Ein französischer Angriff bei Flirey brach in unserem Feuer zusammen. 
Am Croix des Carmes drangen unsere Truppen nach Sprengung einiger Blockhäuser 
in die feindliche Hauptstellung ein und fügten dem Gegner starke Verluste zu. 
In einem Vorpostengefecht westlich von Avricourt nahmen wir das Dorf Ember- 
menil nach vorübergehender Räumung im Sturm zurück. 
In den Vogesen auf den Sillacker Höhen nordwestlich von Metzeral scheiterte 
ein feindlicher Angriff unter schweren Verlusten für die französischen Alpenjäger. 
Bei einem Vorstoß auf die Spitze des Hartmannsweilerkopfes gewannen wir 
am Nordostabhang einige hundert Meter Boden. 
Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Ostlage ist unverändert. 
Oberste Heeresleitung. (W. T. B.) 
Türkischer Angriff auf das englische Transportschiff „Manitou“. 
Konstantinopel, 19. April. Das türkische Große Hauptquartier gibt bekannt: 
Die Kämpfe an der kaukasischen Front dauern seit drei, vier Tagen an. In der 
Nähe der Grenze endeten sie in der Umgebung von Milo zu unseren Gunsten. 
Der Feind wurde nach der Grenze hin zurückgeworfen. 
Gestern versuchte eine Flottille von feindlichen Torpedobooten sich den Dardanellen 
zu nähern. Durch unser Feuer wurden sicher zwei feindliche Torpedoboote getroffen. 
Daraufhin zog sich die Flottille zurück. Ein türkischer Flieger warf bei einem