Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 2 (2)

Erkundungsfluge über Tenedos mit Erfolg Bomben auf die feindlichen Schiffe und 
kehrte trotz des auf ihn eröffneten Feuers heil zurück. 
Das türkische Torpedoboot „Timur Hissar“ griff am 17. April mit vollem Erfolge 
das englische Transportschiff „Manitou“ im Aegäischen Meere an. Die englische 
Admiralität gibt zu, daß hundert englische Soldaten dieses Transportes ertranken. 
Darauf wurde unser Torpedoboot bis nach Chios von englischen Kreuzern und 
Torpedobootzerskörern verfolgt. Die Besatzung des „Timur Hissar“ sprengte das 
Schiff, um es nicht in Feindeshand fallen zu lassen, in die Luft. Die Besatzung 
wurde von den griechischen Behörden sehr freundschaftlich aufgenommen. Auf den 
übrigen Fronten hat sich nichts Wichtiges ereignet. (W. T. B.) 
Die Kämpfe zwischen Maas und Mosel. 
Berlin, 20. April. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns unter dem 19. April ge- 
schrieben: Der Stillskand in den Operationen der Franzosen zwischen Maas und Mosel, der sich 
nach den vorangegangenen schweren und für sie verlustreichen Angriffen bereits gegen Ende der 
zweiten Aprilwoche fühlbar gemacht hatte, dauert ohne Unterbrechung seit dem 14. April, dem 
Tage unseres letzten Berichtes, bis heute. Auf der Front der Armee herrscht Ruhe, wobei unter 
„Ruhe“ das Fehlen größerer zusammenhängender Angriffsunternehmungen zu verstehen ist, nicht 
aber die Beendigung jeder Kampftätigkeit. Weder Tag noch Nacht verstummt der Geschützdonner 
völlig: stellenweise steigert sich das Feuer der schweren Artillerie zu größter Heftigkeit, die Nah- 
kampfmittel — Minenwerfer, Handgranaten und Sprengminen — betätigen sich, und das Feuer 
der Infanterie und der Maschinengewehre erlöscht nie ganz. Beide Gegner suchen die Straßen 
und Unterkunftsräume hinter den Fronten durch Artillerlefeuer und Fliegerbomben zu beunruhigen. 
Lebhafte Bewegung marschierender Truppen, reger Bahn- und Kraftwagenverkehr im Rücken der 
französischen Linien, besonders am 15. und 16. April, weisen darauf hin, daß der gegenwärtige 
Zustand verhältnismäßiger Ruhe kaum ein dauernder bleiben dürfte. 
In den Tagen vom 14. bis 19. April wirkte hauptsächlich die beiderseitige Artillerie, während 
die französische Infanierie, wohl unter dem Eindruck der in den vorhergegangenen Kämpfen 
erlittenen außerordentlichen Verluste, sich auf vereinzelte, stets mißglückte Teilangriffe beschränkte, 
die im Rahmen der Gesamtlage ohne Bedeutung waren. Diese Unternehmungen wiederholten 
sich fast ausschließlich in den Abschnitten unserer Front, gegen die sich seit Beginn der Kämpfe 
die französische Offensive mit besonderem Nachdruck richtet, am Nordflügel gegen unsere Stellungen 
bei Marchéville — Maizerey und Combres, am Südflügel gegen unsere Linien im Walde von 
Ailly, am Wald Mort-Mare, nördlich Regniéville — Fey-en-Haye und im westlichen Priesterwald. 
In der Nacht zum 15. April zeichneten sich die Feuerüberfälle auf die Combres-Höhe durch 
besondere Heftigkeit aus. Hier wandte der Gegner auch Nebel, und Stinkbomben an, die den 
Zweck haben, einen Schleier von Rauch und unerträglichen Gasen vor und in unsere Stellungen 
zu legen, um den Einblick gegen den Feind zu verhindern und unseren Truppen den Aufenthalt 
in den Gräben zu erschweren. Ein Vorstoß im Priesterwald setzte in derselben Nacht unsere 
Truppen in den Besitz eines Teiles der französischen Hauptstellung, die hier mit einem sfark aus- 
gebauten Stützpunkt gegen unseren vordersten Graben vorspringt. Der mit diesem Erfolge ein- 
geleitete Nahkampf im westlichen Priesterwalde dauerte die folgenden Tage und Nächte ohne 
Unterbrechung an. Er schreitet langsam, aber für uns günstig fort. In den Vormittagsstunden 
des 19. April gelang es hier unseren Truppen, zwei Blockhäuser und die anschließenden Graben- 
stücke in die Luft zu sprengen, wodurch unsere Stellung weiter vorgeschoben werden konnte. 
Hierbei erlitten die Franzosen nicht unbeträchtliche Verluste, während uns der gewonnene Erfolg 
keinen einzigen Mann kostete.