Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 2 (2)

     
    
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
  
   
    
   
Die dritte befestigte Linie der Russen durchbrochen. 
Großes Hauptquartier, 5. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz. Mit schwersten Verlusten weichen die Engländer 
weiter in Richtung auf den hart östlich von Ypern gelegenen Brückenkopf zurück. 
Die Ferme Vanheule, Etsternest, der Schloßpark von Herenthage und Het Pappotje- 
Ferme wurden von uns genommen. 
Zwischen Maas und Mosel herrschte wieder regere Tätigkeit. 
 Im Priesterwalde nordwestlich von Pont-a-Mousson griffen die Franzosen gestern 
  
  
mit starken Kräften an. Trotz langandauernder Artillerievorbereitung brach der An- 
griff mit starken Verlusten für den Feind in unserem Feuer zusammen. Dagegen 
gingen wir im Walde von Ailly und östlich zum Angriff über, der gute Fortschritte 
machte. Hier nahmen wir bisher 10 Offiziere und 750 Mann gefangen. 
Oestlicher Kriegsschauplatz. Von Südosten kommende russische Argriffe auf 
Rossienje wurden abgewiesen. Die Verfolgung des Feindes ist im Gange. 
Auch bei Kalwarja sowie nordöstlich von Suwalki und östlich von Augustov scheiterten 
zahlreiche russische Vorstöße. Dort wurden insgesamt etwa 500 Russen gefangengenommen. 
Auf der übrigen Front fanden einzelne Nahkämpfe statt, die sämtlich zu unseren 
Gunsten entschieden wurden. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Der Angriff der verbündeten Truppen 
nördlich der Waldkarpathen durchbrach gestern bereits die dritte befestigte Linie 
der Russen, die dort, auf der ganzen Front geworfen, auf die Wisloka zurück- 
weichen. Die Größe des Sieges kann man daraus ersehen, daß infolge des 
Durchbruches der Verbündeten die Russen ihre in der nördlichen Flanke bedrohten 
Stellungen in den Waldkarpathen südwestlich von Dukla zu räumen beginnen. 
Die Schnelligkeit, mit der unsere Erfolge erreicht wurden, macht es unmöglich, 
ein zahlenmäßiges Bild über die Siegesbeute zu geben. Nach den vorläufigen 
Meldungen scheint die Zahl der Gefangenen bisher über 30 000 zu betragen. 
Oberste Heeresleitung. (W. T. B.) 
Der Rückzug der Russen aus Ungarn. 
Wien, 5. Mai, mittags. Amtlich wird verlautbart: Die Rückwirkung des 
Sieges beginnt sichtbar zu werden. Die russische Beskidenfront Zboro—Sztropko— 
Lubkow ist unhaltbar geworden. Da die siegreichen verbündeten Streitkräfte 
unter andauernd erfolgreichen Kämpfen von Westen her gegen Jaslo und Zmigrod 
weiter vordringen, ist der Gegner im Westabschnitt der Karpathenfront seit heute 
früh im vollen Rückzuge aus Ungarn, verfolgt von unseren und deutschen Truppen. 
Die Russen sind somit an einer zirka 150 Kilometer langen Front geschlagen 
und unter schwersten Verlusten zum Rückzug gezwungen. Die sonstige Situation 
ist im allgemeinen unverändert. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. 
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. (W. T. B.)