II. Turnen, Spiel und Sport im Dienste der Erziehung und der Wehrkraft. 31
sowie reichliche Kohlensäureausscheidung, diese bewirken die
Lungen durch vermehrte und nach allen Durchmessern ver-
tiefte Atmung.
An den Schulen wurden im letzten Jahrzehnt vielfach
Spielnachmittage eingerichtet und die Jugend tummelt sich
heute auf Schulhöfen, Exerzierplätzen, Spielplätzen unter der
Aufsicht von Lehrern, die als Spielleiter ausgebildet sind, in
Turnspielen und volkstümlichen Übungen. Während des Win-
ters sollen in erster Linie der Eislauf, dann Rodeln und Märsche
(nach den Grundsätzen des Zentralausschusses_zur Förderung
der Jugend- und Volksspiele in Deutschland), im Sommer
Kreis- und Laufspiele, Springübungen und Wettlaufen betrieben
werden. Im letzten Jahrzehnt haben Barlauf und Fußballspiel
bei der männlichen Jugend überhand genommen. Anleitung
zum Spiel und Aufsicht ruhen in den Händen von besonders
vorgebildeten Lehrpersonen; den Schülern ist es gestattet,
zur Pflege des Spieles Vereine zu gründen. Die freiwillige
Beteiligung an den täglichen Jugendspielen beträgt in Mün-
chen und Nürnberg 4,5% pro Tag und Gesamtzahl der Schüler,
in Augsburg 3,7%, in Würzburg 1,3%; man ersieht daraus,
daß sie noch allgemein viel zu gering ist. Deshalb wurde vor
dem Kriege der Ruf nach einem verbindlichen Spielnachmittag
immer lauter erhoben und in mittel- und norddeutschen Ge-
meinden für Anlegung zahlreicher Spielplätze Sorge getragen.
Die Spiele sollen der Jugend stets erhalten bleiben, denn
sie sind außer für die gesundheitliche Förderung für die Be-
lebung der jugendlichen Verstandes-, Gemüts- und Willens-
kräfte unentbehrlich. Sie entladen nach GRoos!) überschüssige
jugendliche Kräfte und stellen andere erschöpfte Kräfte wieder
her. Sıe enthalten das Moment der freien Wahl und unter-
scheiden sich dadurch von der Arbeit. Es werden nicht nur
die sensorischen und motorischen Organe gündlich betätigt,
sondern auch Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Beobachtungsfähig-
keit, Urteilen, Folgern, Kombinieren, vielseitig geübt. Die
Spiele sind keine bloßen Nachahmungen, sondern zugleich
Vorahnungen und Vorübungen der Jugendzeit für das spätere
Leben. Verhindert soll seitens der Erziehung werden, daß die
Bewegungsspiele in einen rauschartigen Zustand versetzen,
') GROOS, Die Spiele der Tiere. Die Spiele der Menschen. Jena 1896
und 1899. Ferner Spielerlaß vom 27. Okt. 82.