Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 2 (2)

wurde, den Rückzug des Feindes auf allen von Jaslau nach Osten und Norden führenden 
Siraßen. Sie waren saämtlich von in großer Unoroͤnung abziehenden Kolonnen bedeckt; die 
Straßenbrücken bei Jaslau brannien, die Eisenbahnbrücken über Ropa und Wisloka waren ge— 
sprengt. Nun war kein Zweifel mehr, daß der Feind nicht mehr die Kraft besaß, die Wisloka- 
linie zu verteidigen. Der Verzicht auf die Behauptung dieser Linie mußte aber von 
weitiragender Bedeutung für die russische Nachbararmee werden, deren Stellungen im nörd- 
lichsten Zipfel k#ugorns nunmehr unhaltbar wurden. Die strategische Wirkung des Durchbruchs 
mußte sich setzt fühlbar machen und die Aufrollung der russischen Karpathenfront bis zum 
Lupkower Sattel als Frucht des gelungenen Durchbruchs dem Sieger Iin den Schoß fallen. Zögerie 
der Feind mit dem Abzuge, dann wurden ihm die rückwärtlgen Zerbindungen verlegt und seine 
im Gebirge stehenden Truppen abgeschnitten. Tatsächlich brachte der Telegraph von der be- 
nachbarten Armee des Generals der Infanterie Borsovic v. Bosna schon am frühen Morgen 
die Kunde, daß der vor ihr gewesene Feind in der Nacht vom 4. zum -s. Mai den Abmarsch 
nach Norden angetreten habe, und daß er sich nahezu vor der ganzen Front in eiligem, tell- 
weise fluchtartigem Rückzuge befände. Die dritte österreichische Armee folgte dem Feinde auf 
dem Fuße; um diesem aber womöglich noch die Rückzugsstraße zu verlegen, ließ der den 
rechten Flügel der Armee Mackensen befehlende General v. Emmich selne Truppen, dle bei 
Zmigrod dank dem eiligen Abzug der Russen die Wislokabrücke noch unversehrt gefunden 
hatten, in einem Gewaltmarsch bis zur Jasiolka nördlich Dukla vorrücken, so daß seine Kanonen 
am Abend dieses Tages die Stadt Dukla und die von dem gleichnamigen vielgenannten Dasse 
heranführende Gebirgsstraße unter Feuer nahmen. Während Hannoveraner und Bayern die 
Wacht gegen die Karpathen hielten, damit aus ihnen nichts nach Norden enischlüpfte, siand 
im Räcken der deutschen Truppen noch schanzender Feind. Im übrigen rückten Mitte und 
linker Flügel der Armee MDackensen an diesem Tage, gegen seindliche Nachhuten kämpfend, an 
die Wisloka heran. Am 6. Mai vollzog die Masse der Armee den Lebergang über den Fluß. 
Der Feind versuchte, preußischen Garderegimentern die ösilichen Uferhöhen streitig zu machen. 
Er wurde angegriffen und ließ 15 Feldkanonen sowie 2 schwere Geschütze in der Hand des 
Siegers. Die Gardetruppen hatten bis dahin alleln 12000 Gefangene gemacht, 3 Geschütze 
und 45 Maschinengewehre erbeutet. In engster Zusammenarbest mit Mackensen überschritt 
die Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand am 6. Mail mit ihrem rechten Flügel die 
Wisloka. Die zehnte österreichische Division, die sich unter Führung ihres Kommandeurs, des 
Generals v. Mertenseffy, während der sämtlichen bisherigen Kämpfe ganz besonders aus- 
gezeichnet hatte, setzte ssch am 2. Mal nach erbittertem Straßenkampf in todesmutigem Sturm 
in den Besich der Stadt Brzostek, die die Kussen hartnäckig verteldigt hatten. Mitte und linker 
Flügel der öskerreichischen Armee warfen den Feind aus verschledenen zäh verieidigten Nach- 
hutskellungen und setzten den Vormarsch fort. Die erzherzogliche Armee hatte bis zum Abend 
dieses Tages 16000 Gefangene, 6 Geschütze und 31 Maschinengewehre erbeutet. (MW. T. B.) 
JZussischer Kückzug in Südpolen. 
Wien, 11. Mai, mittags. Amtlich wird verlautbart: In den Kämpfen 
der letzten zwel Tage haben unsere Truppen die russische Schlachtlinie bei Debica 
durchbrochen. Hierdurch wurden die südlich der Weichsel kämpfenden starken 
russischen Kräfte zum schleunigen Rückzug hinter den unteren Wislok gezwungen. 
Die Tragweite dieser Ereignisse wird klar durch die seit heute früh vorliegenden 
Meldungen über den Rückzug des feindlichen Südflügels in Russisch-Oolen. Die 
stark befestigte Nidafront wird vom Gegner als unhaltbar erkannt und eiligst 
geräumt. Wie der Erfolg bei Gorlice und Jaslo sich auf die Karpathenfront 
  
    
  
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