Seit 2. Mai 194 000 Russen in Galizien gefangen.
Wien, 21. Mai, mittags. Amtlich wird verlautbart: Die Kämpfe an der
Front in Mittelgalizien dauern fort. Die in der Sanfktrecke abwärts Sieniawa
noch am westlichen Flußufer haltenden russischen Abteilungen wurden über den Fluß
zurückgeworfen. Oestlich Jaroslau wiesen die verbündeten Truppen vereinzelte Vor-
stöße starker feindlicher Kräfte blutig ab. Die Gefangenenzahl nimmt weiter zu.
In heftigen Nachtkämpfen erstürmten unsere Truppen östlich Drohobycz eine russische
Stellung und eroberten den Ort Neudorf; hierbei wurden 1800 Gefangene gemacht.
Die russische Gegenoffensive über den Dsnesir in Ostgalizien kam an der Druth=
linie zum Stehen. Die feindlichen Durchbruchsversuche bei Kolomea sind gescheitert.
Alle Angriffe gegen diesen Brückenkopf wurden unter schwersien Verlusten des
Feindes abgeschlagen.
In den Kämpfen im Berglande von Kielce, die stellenweise noch andauern, sind
bisher 4000 Gefangene gemacht.
Seit 16. Mai ist die Gesamtsumme der Gefangenen um weitere 20 000 Mann
gestiegen; sie beträgt seit 2. Mai 194 000 Mann.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. (W. T. B.)
Ein russisches Reiterregiment aufgerieben.
Großes Hauptquartier, 22. Mai.
Westlicher Kriegsschauplatz. Zwischen der Straße Estaires — La Bassée und
* Arras kam es zu erneuten Zusammenstößen. Südwestlich Neuve Chapelle wurden
mehrere zu verschiedenen Zeiten einsetzende englische Teilangriffe abgewiesen. Eine
* Anzahl farbiger Engländer wurde dabei gefangengenommen. Weiter südlich bei
Givenchy wird noch gekämpft. Französische Angriffe, die sich gestern abend gegen
unsere Stellungen an der Lorettohöhe, bei Ablain und bei Neuville richteten, brachen
meist schon in unserem Feuer zusammen. Ein weiterer nächtlicher französischer Vorstoß
nördlich Ablain erreichte unsere Gräben. Der Kampf ist dort noch nicht abgeschlossen.
Auf der übrigen Westfront fanden nur Artilleriekämpfe an verschiedenen Stellen
— besonders zwischen Maas und Mosel — statt.
Südwestlich Lille und in den Argonnen verwendete der Feind Minen mit
giftigen Gasen.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Westlich der Windau in Gegend Schawding
kam es zu Reiterkämpfen, bei denen ein Regiment der russischen Us suri-Reiter-
Brigade aufgerieben wurde. Bei Szawle und an der Dubissa wurden einzelne
russische Nachtangriffe abgewichen. Die Zahl der Gefangenen aus den Kämpfen
östlich Dodubis stieg um 300. *
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Aenderungen.
Obersie Heeresleitung. (W. T. B.)
r–iP( - U - U
esssS5 ä ö ä ä ä ä—