Die leichteren Geschütze des Angreifers fanden in den von den Russen seinerzeit
ausgebauten Batteriestellungen ihrer damaligen Einschließungsstellung eine ideale
Aufstellung. Auch General v. Kneußl fand mit seinem Stabe und denjenigen der
Artillerieführer in den von den Russen bei Bathtze angelegten Beobachtungsstellen
die beste Unterkunft. Von diesem nur wenig mehr als 2 Kilometer von der Fort—
linie entfernten Dunkte übersah man die ganze Front der Forts 10 bis 11. Am
31. Mai nachmittags 4 Uhr schwiegen die schweren Geschühe, gleichzeitig trat die
Infanterie — bagerische Regimenter, ein preußisches Kegiment und eine österreichische
Schützenabteilung — zum Sturm an. Die VBernichtung der Werke und ausgebauten
Stützpunkte der Festung durch das schwerste Artilleriefeuer hatte auf die Besatzung
einen derartig zersetzenden und niederschlagenden Eindruck gemacht, daß diese nicht
imstande war, der angreifenden Infanterie nachhaltigen Widerstand zu leisten, die
Besatzung der Werke (10 a, 11a und 11), soweit sie nicht verschüttet in den zer-
schossenen Kasematten lag, floh unter Zurücklassung ihres gesamten Kriegsgeräts,
darunter einer großen Anzahl neuester leichter und schwerer russischer Geschütze.
Dem Angreifer, der bis zur Ringstraße vorstieß und sich dort eingrub, antwortete
der Feind nur mit Artilleriefeuer, unternahm jedoch in der Nacht keinerlei Gegen-
angriffe. Am 1. Juni führte der Feind einzelne Sataillone zum Gegenangriff vor,
diese Angriffe wurden mühelos abgewiesen. Die schwere Artillerie kämpfte nunmehr
die Forts 10 und 12 nieder; das preußische Infanterieregiment 45 erfkürmte im
Verein mit bayerischen Truppen zwei östlich Fort 11 gelegene Schanzen, die der
Feind zäh verteidigte. Am 2. Juni, mittags 12 Uhr, stürmte das bagherische
22. Infanterieregiment Fort 10, in dem alle Unterstände bis auf einen einzigen
durch die Wirkung der schweren Artillerie verschüttet waren. Das Füsllierbataillon
des Augusta-Garde-Grenadier-Regiments nahm am Abend Fort 12. Die PWerke
10b und ga und ob kapitulierten. Am Abend begannen die Truppen des Generals
v. Kneußl den Angriff in Richtung auf die Stadt. Das Dorf Zurawica und die
dort gelegenen befestigten Stellungen des Feindes wurden genommen; dieser ver-
zichtete jetzt auf jeden weiteren Widerstand. So konnten die deutschen Truppen,
denen später die österreichisch-ungarische 4. Kavalleriedivision folgte, die wohlaus-
gebaute innere Fortlinie besetzen und um 3 Uhr morgens, nachdem sie noch zahlreiche
Gefangene gemacht hatten, in die befreite Stadt Drzemysl einmarschieren. Hier,
wo als erste Truppe ein Zataillon des 3. Garderegiments zu Fuß einzog, gab
es noch einen letzten Halt vor den abgebrannten Sanbrücken, die aber durch Kriegs-
brücken schnell ersetzt waren. Nach einer Zelagerung von nur vier Tagen war die
Festung Drzemysl wieder in der Hand der Verbündeten. Die Zussen hatten ver-
geblich dieselbe Fesklung monatelang angegriffen. Obwohl sie Hekatomben von Blut=
opfern gebracht hatten, war es ihnen nicht gelungen, die Festung mit stürmender
Hand zu nehmen; sie brachten sie nur durch Aushungerung zu Fall und konnten sich
nur neun Wochen hindurch ihres Besitzes freuen. Eine energische und kühne Führung
hatte, unterstützt von heldenhaft fechtenden Truppen und der vorzüglichen schweren
Actillerie, wiederum in kürzester Zeit eine große Festung zu Fall gebracht. (W. T. B.)
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