Frage des Versuchs einer ungarischen Revolutlon. 73
kehr zu pflegen habe. So war er denn auch mit jenen poli-
tischen Flüchtlingen in Verbindung getreten, und hatte sein
leicht entzündliches Gemüth mit allen ihren Bildern und
Träumen erfüllt. Seit dem März ließ er eine Meldung der
andern nach Berlin folgen, welch' treffliche Nachrichten er
aus Ungarn erhalten, wie das Unternehmen sich immer hoff-
nungsvoller darstelle, wie aber ein schneller Entschluß und
namentlich Beschaffung von Geldmitteln dringend nöthig sei.
Bei La Marmora fand er anfangs wenig Gehör; als dann
aber Ssterreich am 21. April die Mobilmachung seiner Süd-
armee beschloß, berichtete Usedom am 27., daß La Marmora
von der Wichtigkeit des ungarischen Unternehmens durch-
drungen sei, am 28., daß der Minister die ungarische Sache
jetzt in Angriff nehme, am 29., daß Alles reif sei zur Be-
handlung derselben gemeinsam durch Italien und Preußen.
Bis dahin aber machte sein Drängen in Berlin geringen
Eindruck. Der König war überhaupt der Anwendung revo-
lutionärer Mittel nicht geneigt; auf Hoffnungen und Ent-
würfe von Emigranten setzte niemand großes Vertrauen, und
was man direct aus Ungarn erfuhr, stimmte nicht überall mit
Usedom's Erkundigungen. Gewiß, die Erbitterung war groß
in Pest und Agram, und in Ungarn gab es eine Partei,
welche vielleicht unter starken Garantien sich auf eine Er-
hebung eingelassen hätte. Aber diese Partei bildete im
Reichstag eine kleine Minorität, und von Franz Deäk, und
folglich von der großen Mehrheit im Parlamente und im
Volke, glaubte man mit Bestimmtheit zu wissen, daß er zwar
vor Bewilligung seiner Verfassungsanträge der Regierung
jede Unterstützung auch für Kriegszwecke versagen würde, daß
ihm aber nicht bloß die Trennung Ungarns von Osterreich,