Das Seegefecht bei Gotland.
Berlin, 7. Juli. (Ausführlicher deutscher Bericht.) Gegenüber den russischen Berichten
über das Seegefecht bei Gotland am 2. Juli geht uns von maßgebender Stelle folgende
Schilderung zu: Unsere leichten Streitkräste, die in der Nacht eine vorgeschobene Stellung
besetzt gehalten hatten, fuhren om 2. Juli morgens mit südlichen Kursen zurück. Das Wetter war,
namentlich nach Osten zu, unsichtig, sirichweise sogar nebelig. Gegen 6 Uhr früh erhielten
plötzlich aus einer im SO slehenden Nebelbank heraus „Augsburg" und „Albatros“, die
nahe beleinander standen, Feuer und gewahrten auf 7000— 8000 Meter Entfernung
die undeutlichen Umrisse von 4 feindlichen Schiffen, die später als „Admiral Makaroff“,
„Bajan“, „Bogatyr“ und „Oleg“ ausgemacht wurden. „Albatros“, der gegenüber diesen
großen Kreuzern keine Gefechtskrast besaß und ihnen auch an Geschwindigkeit unierlegen war,
erhielt Befehl, sich nach der schwedischen Insel Gotland zurückzuziehen, während „Augsburg“
die belden weiter östlich stehenden Kreuzer „Roon“ und „TLübeck“ herbeirief und inzwischen
im Vertrauen auf ihre höhere Geschwindigkeit versuchte, das Feuer der Gegner von „Alhatros“
ab und auf sich zu lenken und den Feind in Richtung der herankommenden BVerstärkung zu
ziehen. Die feindlichen Kreuzer ließen aber nicht von „Albatros“ ab, sondern vereinigten auf
thn ihr heftigstes Feuer. Ein Entkommen aus dem feindlichen Feuerberesch war für ihn wegen
seiner geringen Geschwindigkeit nicht möglich. Nach zweistündigem Gefecht, das die Russen
trotz ihrer Ableugnungen auch nach Erreichen der schwedischen Hoheitsgewässer nicht abbrachen,
wie die dienstlichen deutschen Meldungen in Lebereinstimmung mit den schwedischen Zeitungs-
berichten feststellen, mußte der Kommandant sein von zahlreichen schweren Treffern leckgeschossenes
und in sinkendem Zustande befindliches Schiff bei Oestergarn auf den Strand setzen. Die dann
eingetretenen Ereignisse, wie das Zonbordbringen der Schwerverwundeten, ü#hre liebevolle und
fürsorgliche Aufnahme und Pflege durch die Bevölkerung, die Beskattung der Gefallenen unter
der herzlichen Teilnahme der Einwohner, das alles ist aus den ausführlichen Schilderungen
von Augenzeugen durch bie schwedische und deutsche Dresse bereits bekannt geworden. Aus
ihnen geht auch klar hervor, woran im übrigen wohl niemand in Deutschland gezweifelt hat,
daß die russssche Behauptung, „Albatros“ habe die Flagge noch während des Gesechts gestrichen,
mit der Wahrheit nicht im Einklang sieht. Während dieses Borganges waren zunächst „Lübeck“,
dann „Roon“, aus östlicher Richtung in dem unsschtigen Wetter auf den Kanonendonner mit
höchster Fahrt zulaufend, an die Schlußschiffe des Gegners herangekommen und hatten in das
Gefecht eingegriffen. Der Feind richtete sein Feuer hauptsächlich gegen das ihm nächste und
schwächste Schiff, „Lübeck“; doch erzielte er keinerlei Erfolge, auch nicht, als ihm aus einer
Nebelwand heraus gegen 8 Uhr 30 Minuten vormittags sein neuester und Klärkster Hanzer-
kreuzer „Rurlk“ zu Hilfe kam. „Roon"“ und „Augsburg“ stießen auf diesen vor, um „LCübeck“
zu entlasien, was zur Folge hatte, daß „Rurik“ beidrehte. Das Gefecht, in dem die Zussen
nach eigenem Eingeständnis wahrscheinlich durch eine schwere Artillerie von „Roon“ Beschädl-
gungen erlitten haben, endete gegen 10 Uhr, wo der Gegner infolge des unsichtigen Weiters
im Norden aus Sicht kam, bevor weitere Berstärkungen von uns auf dem Kampfplatze
erschelnen konnten. Trotz der lebhaften und dauernden Beschießung durch die an Zahl und
Gesechtskrast weit überlegenen russischen Schiffe haben unsere Kreuzer, abgesehen von „Albatros'“,
keinen einzigen Treffer erhalten.
Anmerkung: Die phantastischen Angaben des russischen Berichts über das Seegefecht bei
Gotland, nach welchem die deutschen Kreuzer mehreremal getroffen, der Danzerkreuzer „Roon“
schwer beschädigt worden sel und die deutschen Schiffe sich zurückgezogen haben sollten,
werden durch die obige Darstellung von deutscher Seite zur Genüge widerlegt.