Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 2 (2)

  
      
in die Stadt eingezogen, da erschien auch der Kaiser und traf dort auf der Haupt- 
straße und dem Marktplatz neben zahlreichen russischen Gefangenen Teile der elften 
Landwehrdivision und der zweiten Infanteriedivision, insbesondere das ruhmgekrönte 
Ostpreußische Füsslierregiment Graf Koon Nr. 33. Auf dem Marktplatz, inmitten 
der zerschossenen Häuser und der stark beschädigten Kirche, spielte sich eine ergreifende 
denkwürdige Szene ab, die allen Zeugen derselben unvergeßlich bleiben wird Die 
soeben aus schweren Kämpfen kommenden, von Schmutz und Blut bedeckten Krieger 
drängten sich jubelnd um den Kaiser, der viele der Mannschaften und alle anwesenden 
Offiziere ansprach. Plötzlich drangen die Klänge der Nationalhymne und darauf 
das „Deutschland, Deutschland über alles“ aus vielen tausend Kehlen zum Himmel 
empor. Alle Mauern und Fensteröffnungen der zerschossenen Hauser waren mit 
Soldaten besetzt, die ihren Kaiser sehen wollten. Beim Ausgang der Stadt be- 
gegnete der Monarch dann noch zwei einziehenden Bataillonen des Pommerschen 
Grenadierregiments Nr. 2 mit ihren zerschossenen Fahnen. An der Seite der 
Straße stellten sich die Truppen in einem offenen Viereck auf, in dessen Mitte der 
Kaiser trat, um seinen tapferen Grenadieren Dank und Anerkennung auszusprechen. 
Sie hätten das in sie gesetzte Vertrauen glänzend gerechtfertigt und sich ihrer Vor- 
fahren würdig erwiesen, die 1870 wie vor 100 Jahren in gleicher Gesinnung durch 
unerschütterlichen Mut und Einsetzen der vollen Manneskraft das Vaterland vor 
dem Feinde beschützt hätten. Er sei gewiß, daß sie mit der gesamten Heeresmacht 
auch weiterhin nicht nachlassen würden, den Feind zu schlagen, wo er sich zeige, bis 
er völlig niedergerungen sei. Donnernd fiel das Regiment in das von seinem 
Kommandeur, Grafen Rantzau, als erneutes Gelöbnis der Treue bis zum Tode 
ausgebrachte Hurra auf den allerhöchsten Kriegsherrn ein. (W. T. B.) 
  
      
    
    
    
    
    
       
   
     
   
  
  
  
  
    
    
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
Bjelsk und Plock von den Deutschen besetzt. 
Großes Hauptquartier, 16. Februar. 
Westlicher Kriegsschauplatz. Feindliche Angriffe gegen die von uns bei 
St. Eloi genommenen englischen Schützengräben wurden abgewiesen. 
Sonst ist nichts Besonderes zu melden. 
Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Verfolgungskämpfe an und jenseits der 
ostpreußischen Grenze nehmen weiteren sehr günstigen Verlauf. 
In Polen nördlich der Weichsel besezten wir nach kurzem Kampf Bjelsk 
und Plock. Etwa 1000 Gefangene fielen in unsere Hand. 
In Polen südlich der Weichsel hat sich nichts Wesentliches ereignet. 
In der ausländischen Presse haben die abenteuerlichsten Gerüchte über unermeß- 
liche Verluste der Deutschen in den Kämpfen östlich Bolimow (Anfang Februar) 
Aufnahme gefunden. Es wird festgestellt, daß die deutschen Verluste bei diesen 
Angriffen im Verhältnis zum erreichten Erfolg gering waren. 
Oberste Heeresleitung. (W. T. B.)