„Großes Hauptquartier der Westarmee. Generalskab 3. Bureau. Nr. 8. 3665.
14. IX. 19 15. — Geheim.
An die Kommandierenden Generale.
Der Geist der Truppen und ihr Opfermut bilden die wichtigste Zedingung des Angriffs.
Der französische Soldat schlägt sich um so tapferer, se besser er die Wichtigkeit der
Angriffshandlungen begreift, woran er beteiligt ist, und se mehr er Zerkrauen hat zu
den von den Führern getroffenen Maßnahmen. Es i# deshalb notwendig, daß die
Offiziere aller Grade von heute an ihre Uniergebenen über die günstigen Bedingungen
aufkldren, unier denen der nächste Angriff der französischen Streitkräfte vor sich gehen
wird. Folgende Dunkie mässen allen bekannt sein:
1. Auf dem französischen Kriegsschauplatz zum Angriff zu schreiten, ist für uns eine
Notwendigkeit, um die Deutschen aus Frankreich zu versagen. Wir werden sowohl
unsere selt zwölf Monaten untersochten LVolksgenossen befreien als auch dem Feinde den
wertvollen Besitz unserer besetzten Gebieie entreißen. Außerdem wird ein glänzender
Sieg über die Deutschen die neutralen Zölker beslimmen, sich zu unseren Gunsten zu
entschesden, und den Feind zwingen, sein Zorgehen gegen die russische Armee zu ver-
langsamen, um unseren Angriffen entgegenzutreien.
2. Alles ist geschehen, daß dieser UAngriff mit erheblichen Kräften und gewaltigen
materiellen Mitteln unternommen werden kann. Der ohne Unterbrechung gesteigerte
Wert der Derteidigungseinrichtungen in erster Linie, die immer größere Verwendung
von Territorialtruppen an der Front, die Bermehrung der in Frankreich gelandeten
englischen Streitkräfte haben dem Oberbefehlshaber erlaubt, eine große Zahl von Divisionen
aus der Front herauszuziehen und für den Angriff bereitzuhalten, deren Stärke der
mehrerer Armeen gleichkommi. Diese Sireitkräfte ebenso wie die in der Front gehaltenen
verfügen über neue und vollständige Kriegsmittel. Die Zahl der Maschinengewehre ist
mehr als verdoppelt. Die Feldkanonen, die nach Maßgabe ihrer Abnutzung durch neue
Kanonen ersetzt worden sind, verfügen über einen bedeutenden Munitionsvorrat. Die
Kraftwagenkolonnen sind vermehrt worden, sowohl zur Derpflegung als zur Truppen-
verschiebung. Die schwere Artillerie, das wichtigste Angriffömlttel, war der Gegenstand
erheblicher Anstrengung. Eine beträchtliche Menge von Batterien schweren Kalibers ist
mit RKücksicht auf die nächsten Angriffshandlungen vereinigt und vorbereitet worden.
Der für sedes Geschütz vorgesehene tägliche Munitionssatz übertrifft den bisher jemals
festgestellten größten Zerbrauch.
3. Der gegenwärtige Zestpunkt ist für einen allgemeinen Angriff besonders günftig.
Einerseits haben die Kitchener= Armeen ihre Landung in Frankreich beendet, und ander-
seits haben die Deutschen noch im letzten Monat von unserer Front Kräfte weggezogen,
um sie an der russischen Front zu verwenden. Die Deutschen haben nur sehr dürftige
Reserven hinter der dünnen Kinie ihrer Grabenstellung.
4. Der Angriff soll ein allgemeiner sein. Er wird aus mehreren großen und gleich-
zeitigen Angriffen bestehen, die auf sehr großen Fronten vor sich gehen sollen. Die
englischen Truppen werden mit bedeutenden Kräften daran teilnehmen. Auch die
belgischen Truppen werden sich an den Angriffshandlungen beiesligen. Sobald der Feind
erschüttert sein wird, werden die Truppen an den bis dahin untätig gehalienen Teiten
der Front ihrerseits angreifen, um die Unordnung zu vervollfkändigen und ihn zur Auf-
lösung zu bringen. Es wird sich für alle Truppen, die angreifen, nicht nur darum
handeln, die ersten feindlichen Gräben wegzunehmen, sondern ohne Ruhe Tag und Nacht
durchzustoßen über die zweite und dritte Linie bis in das freie Gelände. ODie ganze
Kavallerie wird an diesen Angriffen teilnehmen, um den Erfolg mit weitem Abstand
vor der Infanterie auszunuhen. Die Gleichzeitigkeit der Angriffe, ihre Wucht und