Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 3 (3)

  
Vom Bahnhof begab sich der Kaiser im Krafiwagen zur Zitadelle. Hier hatie er beim 
Manöver 1886 als Gast des Zaren gewohnt. Was die Russen bei der Schnelligleit der 
Räumung der Festung zerstören konnten, haben sie zerstört. Die ausgedehnien Kasernen der 
Zitadelle liegen in Trümmem. Auch bei dem Fort Kowalsewo, wohin die Fahrk weiterging, 
sind die Betonarbeiten zum Teil gesprengk, zum Teil aber ebenso wle die Hindernisse noch voll 
erhalten. Dann ging die Fahrt am Lebungslager Hugatschewo vorbei zur Stadt Brest-Citow#fk, 
noch vor wenigen Wochen eine von 60 000 Einwohnern bevölkerte Stadi, setzt zu vier Fünfteln 
verbrannt. Die ZKussen haben Hab und Gut der Bewohner planmäßig vernichtet und die 
Bevölkerung mit sich ins Elend weggeschleppt. Im Bereiche der Feskung giblt es keinen einzigen 
Landesbewohner mehr, nur Truppen aller Gattungen bildeten in den Ruinenstraßen Spalier. 
Am nächsten Morgen traf der Kaiser vorn in der Front in Dinsk ein. In der von den 
Russen für ihren RKückzug neuangelegien Halteskelle Hinsk. Wald verließ er den Zug. Die trübe 
Novemberstimmung des Vortages hatie strahlendem Hohenzollernwetter Hlatz gemacht. Auf dem 
Bahnhofe stand die Ehrenkompagnie, diesmal gestellt von jungen Soldaten. Hinter dem 
Bahnhose reihten ssch in Darade mehrere Brigaden der Bugarmee. VBom brausenden Hurra 
vieler kausend junger GSoldatemehlen begrüßt, schritt der Kaiser die Front der Truppen ab, 
deren Haltung und Aussehen dem obersten Kriegsherrn dle unerschütterte Krast und den un- 
verminderten Siegeswillen selner Truppen zeigte, trotz der gewaltigen Leiskungen der Verfolgung 
und des setzt stattfindenden Stiellungskampfes in unwirtllchster Gegend. 
Zon hier begab sich der Kaiser zu einem kurzen Besuch der Kathedrale nach Dinsk. Auf 
den Straßen drängte sich, anders als in Brest, Lü#sk, das Zolk der 40, bis 50 000 Ein- 
wohner zählenden Stadi. Die Welterfahrt führte den Kalser bis ln die Stellungen der Truppen 
öfklich Hinsk, am Schilsmeer der Pripeisümpfe. Auf den Sanddünen am Ostufer des Strumen 
und der Jassolda waren die russischen Siellungen und Hindernisse sichtbar. 
Am Abend des Tages fuhr der Kaiser, der den Truppen seine Freude über ihre vorzäg- 
liche Zerfassung und seinen Dank für ihre Leistungen hatte übermitteln lassen, über Brest. 
Litowst zu einer anderen Armee auf dem Kriegsschauplatze. (W. T. B.) 
Die Eröffnung der Universität und Technischen Hochschule in 
Warschau. 
Warschau, 15. November. Heute mittag fand in der Aula der polnischen 
#niversttät ein Festakt zur Eröffnung dieser Hochschule statt. Der Rektor Dr. v. Brud- 
zinski hielt eine die BZedeutung des Tages würdigende Festrede. Generalgouverneur 
Exzellenz v. Zeseler dankte in einer Ansprache, in der er u. a. sagte: „Die beiden 
Warschauer Hochschulen, die von heute ab ihre wissenschaftlichen Arbeiten wieder 
aufnehmen werden, haben eine hohe und wichtige Aufgabe zu erfüllen; sie sollen 
die Jugend dieses Landes aus der Unruhe und der unfreiwilligen Muße schwerer 
Kriegszeiten wieder in die Zahnen friedlicher und fruchtbringender, geistiger Tätigkeit 
zurückführen. Es mag Ihnen zum Beweise für den weitblickenden hochherzigen 
Sinn Seiner Mojestät des Deutschen Kaisers, meines allergnädigsten Herrn, dienen, 
daß er dem Allerhöchstihm von mir gemeldeten Zorhaben der deutschen Verwaltung, 
den Wissenschaften in Ihrer Heimat wieder eine Stätte zu bereiten, zuzustimmen 
geruht. Ich hoffe in Lebereinstimmung mit allen mit der Berwaltung Ihres Landes 
Betrauten, daß diesem der heutige Tag zum Segen gereichen und den BZeginn 
einer Aera neuen geistigen Lebens bezeichnen möge. Möchten ihre Hochschulen ohne 
### — N 
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