Full text: Amtliche Kriegsdepechen Band 3 (3)

  
  
so fest darauf verbissen, daß man davon nicht mehr los kann, und deshalb will man weitere 
Hunderttausende auf die Schlachtbank fähren. 
Wenn einmal die Geschichte die Schuld an dem ungeheuerlichsten aller Kriege erwiesen hat, 
dann wird sie das entsetzliche Unheil aufdecken, daß Haß, Verstellung und Unkenntnis angerichtet 
haben. (Hört, hört! links.) Solange die Verskrickung von Schuld und Unkenntnis bei den sfeind- 
lichen Machthabern besteht und ihre Geisiesverfassung die feindlichen Bölker beherrscht, wäre 
ein Friedensangebot von unserer Seite eine Torheit (lebhafte Zuflimmung), die die Kriegs- 
dauer nicht verkürzt, sondern verlängert. (Zustimmung.) Erst müssen die Masken fallen! Noch 
wird der Vernichtungskrieg gegen uns gepredigt. Damit müssen wir rechnen. Mit Theorien mit 
Friedensdußerungen von unserer Seite kommen wir nicht vorwärts. (Zuruf des Abg. Tiebknecht: 
Eroberungspläne.) Kommen Friedensangebote, die der Würde und der Sicherheit Deutschlands 
entsprechen, so sind wir jsederzeit bereit, sie zu diskutieren. (Liebknecht: Eroberungspläne!) In 
dem vollen Zewußtsein der großen, von uns erstrittenen und unerschütterlich daskehenden Waffen- 
ersolge lehnen wir jede VBerantwortung für die Fortsetzung des Unheils ab. (Zuruf des Ab- 
geordneten Tiebknecht: Eroberungspläne!) (Hestiger Widerspruch rechts. Kufe: Raus! Zurufe: 
Stecki den Kerl ins Irrenhaus!) Es soll nicht heißen, daß wir den Krieg nur um einen Tag 
verlängern wollen, weil wir noch dieses oder senes Faustpfand dazu erobern wollen. In 
meinen früheren Reden habe ich auf die allgemeinen Kriegsziele hingewiesen. Ich kann auch 
heute nicht auf Einzelheiten eingehen, ich kann nicht sagen, welche Garantien die kaiserliche 
Regierung z. B. in der belgischen Frage fordern wird, welche Machtunterlagen sie für diese 
Garantie sordern muß. Aber auch eins sollen sich unsere Feinde selber sagen: se länger und 
erbitterter sse den Krieg fähren, um so mehr wachsen unsere Garantien. (Stürmisch anhaltender 
Beifall.) Wenn unfere Feinde für alle Zukunft eine Kluft zwischen Deutschkand und der 
übrigen Welt aufrichten wollen, dann sollen sie sich nicht wundern, daß auch wir unsere 
Zukunft daonach einrichten. (Lebhafte Zuslimmung und anhaltender Beifall.) Weder im Ostken 
noch im Westen därfen unsere Feinde von heute über Einfallstlore verfügen, durch die sie uns 
von morgen ab erneut und schärfer als bisher bedrohen. (Abermalige Zustimmung, erneut ein- 
setzender sfürmischer, langanhaltender Beifall im ganzen Hause, auch auf den Tribünen.) Es 
ist ja bekannt, daß Frankreich seine Anleihe an RKußland nur unter der ausdrücklichen Zedin- 
gung gegeben hat, daß Rußland seine polnischen Feskungen und Eisenbahnen gegen uns aus- 
baut (Sehr richtig!), und ebenso ist es bekannt, daß England und Frankreich elgien als ihr 
Aufmarschgebiet gegen uns betrachteten. (Sehr richtig 1) Damit müssen wir uns politisch und 
militärisch und wir müssen auch wirtschaftlich die Möglichkeit unserer Erhaltung sichern. (TLeb- 
hafte Zustimmung.) Was dazu nölig ist, muß erreicht werden. (Zustimmung.) Ich denke, es 
gibt im deutschen Baterlande niemand, der nicht diesem Ziele zustrebt. (Hört, höri! links, Sehr 
richtig!) Welche Mittel zu diesem Zwecke nötig sind, darüber müssen wir uns die Entscheidung 
vorbehallen. Wie ich schon am 19. Augufk dieses Jahres gesagt habe: wir sind es nicht, dle 
die kleinen Zölker bedrohen; nicht um fremde Bölker zu unterfochen, führen wir diesen uns 
aufgezwungenen Kampf, sondern allein um die Zukunft unseres Lebens und unserer Freiheit. 
(Zuruf des Abg. Tiebknecht: Es ist nicht wahr! Große Uuruhe und RKufe: Raus! Zurufe des 
Abg. Tiebknecht: Staatsinteressen! Eroberungen!) Für dle deuische Regierung ist dleser Kampf 
dasselbe, was er von Anfang an war und was in allen unseren Kundgebungen unverändert 
festgehalten wurde: der PVerteidigungskrieg des deutschen ZDolkes! Dieser Krieg darf nur mit 
einem Frieden beendet werden, der nach menschlichem Ermessen Sicherheit gegen seine Wleder- 
kehr bietet. Darin sind wir alle einig. (Zuruf des Abg. Csebknecht: Nein.) Das ist unsere 
Stärke. (Brausender Beifall im Hause und auf den Tribünen.) (Zuruf des Abg. Llebknechl- 
Eroberungspolitik!) 
Das Haus tritt in dle Besprechung der Interpellation ein. Im Namen sämitlicher bürger- 
lichen Darteien erklärte 
  
  
  
  
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