(Lebhaftes Bravo!l) Wenn unsere Feinde das Bluivergießen, das Menschenmorden, die Der-
wüstung Europas weiter fortsetzen wollen, — ihrer ist die Schuld. Wir stehen unseren Mann,
und unser Arm wird zu immer stlärkeren Schlägen ausholen. (Erneutes lebhaftes ZBravol)
Beim Ausbruch des Krieges habe ich an das Wort Moltkes erinnert, daß wir noch einmal
im blutigen Kampfe würden verteidigen müssen, was wir 1870 errungen hatten. Für die
Wahrung der Einheit und Freiheil Deutschlands sind wir, dle ganze Nation, geschlossen wie
ein Mann in den Kampf gezogen. Und dieses einige und freie Deutschland ist es, das unsere
Feinde vernichten wollen! Ohnmächtig soll Deutschland wieder werden, wie in vergangenen
Jahrhunderten, den Machtgelüsten der Nachbarn ausgesetzt, der Drügelsunge Europas, auch nach
dem Kriege in der Entfaltung seiner wirtschaftlichen Fähigkeiten auf ewlg in Fesseln geschlagen!
Das verstehen unsere Feinde unter der Vernlchtung der militärischen Macht Dreußens! Sie
werden sich die Köpfe einrennen! (Lebhaftes BZravol)
Meine Herren, was wollen wir dagegen? Einn und Ziel dieses Krieges ist uns ein
Deutschland, so fest gefügt, so stark beschirmt, daß niemand wieder in die Versuchung gerät,
uns vernichten zu wollen, daß sedermann in der weiten Welt unser Rechl auf Belätigung
unserer friedlichen Kräste anerkennen muß. Dieses Deutschland, nicht die Vernichtung fremder
Nationen, ist das, was wir erreichen wollen. Und es ist das zuglelch die Rettung des in
seinen Grundfesten erschütterten europäischen Kontinents.
Meine Herren, was kann die feindliche Koalition Europa bieten! Kußland — das Schicksal
Dolens und Finnlands. Frankreich — die Hrätention jener Hegemonie, die unser Elend war.
England — die Zersplitierung, den Zuskand dauernder Reizbarkeit, den es das Gleichgewicht
auf dem europäischen Konkinent zu nennen beliebt und der die letzle und innerste Orsache für
all das Unheil gewesen ist, das in diesem Kriege über Europa und über die Well gekommen
ist. Hätten sich die drei Mächte nicht gegen uns zusammengeschlossen, nicht versucht, das Rad
der Geschichte in ewig verflossene Zeiten zurückzudrehen, dann hätte sich der europäische Friede
durch die Kräfie stiller Entwicklung allmählich gefestigt. Das zu erreichen, war das Ziel der
deutschen Holitik vor dem Kriege. Wir konnten, was wir haben wollten, durch friedliche
Arbeit haben. Die Feinde haben den Krieg gewählt! Nun muß der Friede Europas aus
einer Flut von Blut und Tränen, aus den Gräbern von Millionen erstehen.
Zu unserer Verteidigung sind wir ausgezogen. Aber das, was war, ist nicht mehr. Die
Geschichte ist mit ehernen Schritten vorwärts gegangen; es gibt kein Zurück. Unsere und
Oesterreich-Lngarns Absicht ist es nicht gewesen, die polnische Frage aufzurollen; das Schicksal
der Schlachten hat sie aufgerollt. Nun steht sie da und harri der Lösung. Deutschland und
Oesterreich= L#ngarn müssen und werden sie lösen. Den Status quo ante kenntk nach so
ungeheuren Geschehnissen die Geschichte nicht. (Lebhaste Zustimmung.) Das Belgien nach dem
Kriege wird nicht mehr das alte vor dem Kriege sein. Das Polen, das der russische Tschinownik,
noch hastig Zestechungsgelder erpressend, das der russische Kosak brennend und raubend ver-
lassen hat, ist nicht mehr. Selbst Mitglieder der Duma haben offen anerkannt, daß sie sich
die Rückkehr des Tschinownik an den Platz, wo inzwischen ein Deutscher, ein Oesierreicher, ein
Dole ehrlich für das unglückliche Land gearbeilet haben, nicht vorstellen können.
Herr Asquith spricht in seinen Friedensbedingungen vom Drinzip der Nationalitäft. Wenn
er das iut und wenn er sich in die Lage des unbesiegbaren Gegners versetzt, kann er dann
annehmen, daß Deutschland freiwillig die von ihm und seinen Zundesgenossen befreiten Bölker
zwischen der Baltischen See und den wolhynischen Sömpfen wieder dem Regiment des
reaktionären Rußlands ausliefern wird, mögen sie Holen, Litauer, Balten oder Tetten sein?
Nein, meine Herren, Kußland darf nicht zum zweitenmal seine Heere an der ungeschützten
Grenze Ost= und Westipreußens aufmarschieren lassen (stürmischer Beifall), nicht noch einmal
mit französischem Gelde das Weichselland als Einfallskor in das ungeschützte Deutschland ein-
richten. (Erneuter lebhafter Beifall.)