verlassen; reiche Zeute siel in unsere Hand. — Das Grazer Korps überschritt
die Grenze und verfolgt den geschlagenen Gegner; das italienische Werk Monte
Verena ist bereits in unserem Besitz. — Im Brandtal ist der Angriff auf die
feindlichen Stellungen bei Chiesa im Gange.
Die Zahl der seit 15. Mai erbeuteten Geschütze hatf sich auf 188 erhöht.
Unsere Seeflugzeuge belegten die Eisenbahnstrecke San Dona di Hiave — Horto,
gruaro mit zahlreichen Bomben.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. (W. T. B.)
Die Antwort des Reichskanzlers an Sir Edward Grey.
Berlin, 23. Mai. In einer Unterredung mit dem amerikanischen Journalisten K. v. Wiegand
hat der FReichskanzler zu den füngsten Auslassungen des englischen Ministers Sir Edward Grey
Stellung genommen. Herr v. Wlegand telegraphierie der „Nemw ork World“ über dieses
Interview folgendes:
„Nach 22 Monaten eines furchtbaren Krieges,“ sagte der Reichskanzler, „nach Milllonen-
opfern an Toten, Berwundelen und Verstümmelten, nachdem den Schultern der gegenwärrtigen
und künftigen Geschlechter eine schwere Schuld an Gut und Blut aufgebürdei worden I#tt, be-
ginnt England einzusehen, daß das deuische Bolk nicht zermalmt, daß die deuische Nalion nicht
vernichtei werden kann. ZJetzi, wo es dies erkennt, erklärt Sir Edward Grey, daß die
britischen Staatsme#nner niemals Deuischland zermalmen oder vernichten wollien, trotz gegen,
leiliger Aeußerungen seiner Ministerkollegen, trotz der Forderungen der englischen Presse und
troh des Köders, den Präsideni Hoincaré dem französischen Bolke vorgehalten hai, daß, wenn
es bis zum Ende durchhalte, England und Frankreich Deutschland den Frieden diktieren würden.“
So dußerte sich heute der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg, als sch auf meine Bitte
von ihm empfangen wurde, um ihn zu fragen, ob er zu den Auslassungen Sir Edward Greys
zu Herrn Edward P. Bell von den „Chicago Dailly News“ Siellung nehmen wolle.
„Glauben Sie, daß eine Preßpolemik uns weiter führt?“ sagte der Kanzler: „Sie zwingi
uns, auf Bergangenes zurückzublicken, anstatt daß wir uns der Zukunft zuwenden sollten.“
„Ja, warf sch eln, ist es nicht gerade Sir Edward Grey, der seine Blicke auf die Zukunst
richiet! Was er ansftrebt, ist doch eine friedliche Zukunft der Welt, wenn er auch meint,
vorher müsse der preußische Milltarismus niedergeworfen sein.“
„Ich wundere mich,“ sagte der Kanzler weiter, „wie Sir Edward Grey immer noch von
Dreußen im Gegensatz zu Deutschland sprechen kann. Ich weiß sehr wohl, daß die Unkenntnis
der deutschen Zustände, daß die Spekulation auf innere #neinigkeit Deutschlands Wasser auf
die Mühle der englischen und französischen Kriegsparteien gewesen ist. Aber ich hatte geglaubt,
die wunderbare und heldenmütige Einhelt des gesamten deutschen Bolkes in der Verteldigung
der Heimat hätte setzt den Herren die Augen geöffnet. Und dann der Militarismus!
Wer war es, der in den lehien 20 Jahren mit Militarismus Dolitik geirieben hat?
Deutschland oder England? Denken Sie doch an Aegypten, an Faschodal Fragen Sie die
Franzosen, welche Macht damals Frankrelch durch seine Drohungen die Demütigung auferlegte,
die lange als die „Schmach von Faschoda“ bitter empfunden wurde! Denken Sie an den
Burenkrieg, an Algenras, wo England nach der eigenen Erklärung Sir Edward Greys Frank.
reich zu verstehen gab, daß es im Falle eines Krieges auf Englands Hilfe rechnen könne, und
die Generalstäbe belder Länder sich entsprechend zu verständigen begannen. Dann kam die
Bosnische Krisis. Deutschland war es, das damals den Krieg abwendete, lndem es Rußland
— Jru —. -- wvs«- »Ist-so sind-U —
*2. ————t———————sssss— —
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