Mag jeder Staaisbürger sich der hohen Veraniwortung bewußt sein, die er in
Erfüllung dieser Pflicht seinem Volke gegenüber trägt.
Der Reichskanzler.
Max, Prinz von Baben. (W. T. B.)
Einmarsch bayerischer Truppen in Nordtirol.
Innsbruck, 6. November. Die „Innsbrucker Nachrichten“ bringen an der
Spiße ihrer heutigen Mittagsnummer folgende Meldung: Das Bagyerische Kriegs-
ministerium in München hat dem Dräsidenten des Tiroler Nationalrates am 5. No-
vember, 10¾ Uhr nachte, folgende Depesche übermittelt:
Die Waffenflillstandsbedingungen zwischen Oesterreich und der Entente zwingen
uns, zur Sicherung unserer Landesgrenzen Truppen nach Nordtirol zu schicken.
Gleichzeitig sollen diese Truppen mithelfen, um den Abzug abgelöster Teile des
öfferreichischen Heeres nach Osten zu ordnen und das Tand vor Zuchtlosigkeit zuU
schützen. Unsere Vorhuten überschritten am s. November die Grenze, und starke
Kräfte werden folgen. Wir kommen als Freunde und erwarten, daß uns bei unseren
Bewegungen keine Hindernisse von seiten des deutsch-österreichischen Nationalrates
und der öskerreichischen Kommandobehörden in den Weg gelegt werden. Sollte
das krotzdem der Fall sein, so sind unsere Truppen angewiesen, sich mit Waffengewalt den
Weg zu bahnen. Der Kommandierende General.
Krafft v. Delmen fingen. (W. T. B.)
Die Bewegungen zwischen Selve und Oise.
Zerlin, 6. November, abends. Heftige Angriffe nordöstlich von Valencienne#s,
bei Bavay und bei Aulnoge an der Sambre konnten die Durchführung der zwischen
Selve und Oise eingeleiteten Bewegungen nicht hindern. Von der Oise bis zur
Maas keine größeren Kämpfe. Auf dem Osiufer der Maas erneute Angriffe der
Amerikaner. Oestlich Dun konnten sie etwas BZoden gewinnen. Im übrigen sind
sie gescheitert. (W. T. B.)
Zevolutionäre Borgänge in Kiel, Hamburg und Lübeck.
Berlin, 6. November, abends. (eber die Lage in Kiel erfahren wir von
zuständiger Stelle folgendes:
Der militärische Schutz der Osisee durch die Marine ist lückenlos hergestellt. Alle
auslaufenden Kriegsschiffe führen die Kriegsfiagge. Die Bewegung unter den
Matrosen und Arbeitern isi in ruhigere Zahnen zurückgekehrt.
Die Mannschaften der Garnison bemühen sich, Ordnungswiidrigkeiten entgegen-
zutreten. Es erfolgt allmahlich allgemeine Abgabe der Waffen. Privathäuser und 2
Geschäfste bleiben ebenso wie Lazarette und Krankenhäuser unbehelligt. Die Banken
sind fast alle in Betrieb. Die Verpftegung in den Kasernen und auf den Schiffen
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wird in der bisher gewohnten Weise durchgeführt. Die Lebensmittelversorgung der
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