Vor Brest-Litowsk drangen deutsche Truppen bei Rokitno (südöstlich von Janow)
in die Vorstellungen der Festung ein. Oestlich von Wlodawa folgen unsere
Truppen dem geschlagenen Feinde. Unter dem Druck unseres Vorgehens hat
der Gegner das Ostufer des Bug auch unterhalb und oberhalb von Wlodawa
geräumt; er wird verfolgt.
Oberste Heeresleitung. (W. T. B.)
Wien, 10. August, mittags. Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz. Die unter den Befehlen des Erzherzogs Josef
Ferdinand und des Generals v. Koeveß stehenden österreichisch-ungarischen Kräfte
erkämpften sich nördlich von Janow und Konstantynow den Uebergang über den
Bug. Niemirow und andere Orte am Nordufer wurden gestürmt. Der Feind ist
geworfen, die weitere Verfolgung im Gange. Die Einschließungstruppen von Brest-
Litowsk, in deren Mitte sich die Divissonen des Feldmarschalleutnants v. Arz befinden,
entrissen dem Gegner einige Vorfeldstellungen. Bei Wladimir-Wolynsk und in
Ostgalizien nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz. Gegen unsere Tiroler Werke setzte die
italienische schwere Artillerie ihr Feuer auch während des gestrigen Tages und der
heutigen Nacht fort. Ein Angriff von zwei feindlichen Bataillonen auf unsere Vor-
feldstellungen am Plateau von Folgaria wurde abgewiesen. Die heftigen Kämpfe
im nördlichen Abschnitte der küstenländischen Front dauern fort. Ein stärkerer An-
griff gegen den Mrzli Urch scheiterte wie alle früheren. Gegen den Südteil des
Tolmeiner Brückenkopfes griffen die Italiener nachmittags und abends sechsmal ver-
geblich an. Auch nachtsüber wurde erbittert gekämpft. Nach wie vor ist der
Brückenkopf fest in unseren Händen. Mindestens 600 noch ungeborgene italienische
Leichen liegen hier vor unseren Gräben. Im Görzischen hält das gewohnte Geschütz-
feuer an.
Der Stellvertreier des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. (W. T. B.)
Die vierte Kriegstagung des Reichstags. (Rede des Reichskanzlers
über die englische Einkreisungspolitik und Deutschlands Kriegsziel.)
Berlin, 19. August. Der Reichstag ist heute wieder zusammengetreten. Der haupt-
sächlichste Beratungsgegenstand ist die Forderung neuer Kriegskredite von 10 Milliarden Mark
zu den bereits bewilligten 20 Milliarden.
Nach einer kurzen Ansprache des Reichstagspräsidenten Exzellenz Dr. Kaempf ergriff der
Reichskanzler v. Bethmann Hollweg das Wort zu einer Rede, in der er u. a. sagte:
„Meine Herren! Seitdem Sie das letzte Mal tagten, ist wieder Großes geschehen. Ueber-
all, wo wir selber die Offensive ergriffen haben, haben wir den Feind geschlagen und zurück-
geworfen (Beifall), wir haben zusammen mit unseren Verbündeten fast ganz Galizien und
Polen, wir haben Litauen und Kurland von den Russen befreit (Beifall), Iwangorod, Warschau
und Kowno sind gefallen. Weit in Feindesland bilden überall unsere Linien einen festen
Wall. Wir haben starke Armeen zu neuen Schlägen frei (Beifall). Stolz und furchtlos, im
festen Vertrauen auf unsere herrlichen Truppen, können wir in die Zukunft sehen.“ (Lebh. Beifall.)