Full text: Amtliche Kriegsdepeschen Band 3 (3)

  
deshalb habe ich Sie mit dem Oberbefehl über alle Streitkräfte zu Lande und 
zur See beauftragt. Unter den Augen von ganz Rußland haben Euere Kaiser- 
liche Hoheit im Laufe des Krieges Beweise von unerschütterlicher Tapferkeit 
gegeben, welche das tiefe Vertrauen und die frommen Wünsche (voeux dévots) 
aller Russen erweckte, welche Ihren Namen durch alle unvermeidlichen Wechsel- 
fälle des Kriegsglücks begleiteten. Die Bürde des Dienstes am Vaterland, die 
Gott auf mich gelegt hat, befiehlt mir heute, da der Feind in das Innere des 
Reiches eingedrungen ist, den Oberbefehl über die aktiven Truppen zu über- 
nehmen, mit meinem Heere die Anstrengungen des Krieges zu teilen und mit 
ihm die russische Erde gegen die Angriffe des Feindes zu schützen. Die Wege 
der Vorsehung sind unbekannt, aber meine Pflicht und mein Verlangen bestärken 
mich in diesem Entschluß, der auf Erwägungen des Nutzens für den Staat 
beruht. Der feindliche Einbruch von Westen her, der sich immer verschärft, 
verlangt vor allem die stärkste Konzentration aller militärischen und bürgerlichen 
Behörden sowie die Vereinigung des Oberbefehls im Kriege mit der allgemeinen 
Tätigkelt aller Verwaltungszweige der Regierung, was unsere Aufmerksamkeit 
von der Südfront ablenkt. Bei diesem Stand der Dinge kenne ich die Not- 
wendigkeit Ihrer Hilfe und Ihres Rates auf unserer Südfront und ernenne 
Sie zum Vizekönig des Kaukasus und zum Oberbefehlshaber der tapferen 
Kaukasusarmee. Ich drücke Eurer Kaiserlichen Hoheit meine tiefe Dankbarkeit 
für Ihre Anstrengungen im bisherigen Teil des Krieges aus. 
Ein Armeebefehl, aus dem russischen Hauptquartier, unter dem 5. September 
datiert und vom Zaren gezeichnet, besagt: „Heute habe ich den Oberbefehl über 
alle Streitkräfte zu Lande und zu Wasser auf den Kriegsschauplätzen übernommen. 
Mit festem Vertrauen auf die Gnade Gottes und der unerschütterlichen Sicherheit 
des endlichen Sieges werden wir unsere heilige Pflicht, das Vaterland bis zum 
äußersten zu verteidigen, erfüllen und Rußland keine Unehre machen.“ (W. T. B.) 
Der Abschied des Generalissimus. 
Petersburg, 7. September. Der Großfürst Generalissimus hat an die 
Truppen folgenden Tagesbefehl gerichtet: 
Tapferes Heer und tapfere Flotte! 
Heute hat sich Euer erhabener oberster Kriegsherr, Seine Majestät der Kaiser, 
selbst an Eure Spitze gestellt. Ich neige mich vor Eurem Heldenmut, den Ihr seit 
mehr als einem Jahre bewiesen habt. Ich drücke Euch meine herzliche, warme 
und aufrichtige Dankbarkeit aus. Ich bin davon überzeugt, daß Ihr von dem 
Zeitpunkt an, an dem der Zar, dem Ihr den Fahneneid geschworen habt, Euch 
führt, neue beispiellose Taten vollführen werdet. Ich glaube, daß Gott vom heu- 
tigen Tage ab seinem Erwählten seine allmächtige, zum Siege führende Hilfe 
angedeihen lassen wird. 
gez. Generaladjutant Nikolaus. (W. T B.)