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ein Druckfehler übernommen worden. In der dritten Zeile des $ 17 gehört
an Stelle des Punktes ein Strichpunkt.“ Man achte auf den schonenden
Ausdruck: nicht das Gesetzblatt hat den Druckfehler gemacht, sondern „aus
den früheren Verhandlungen ist ein Druckfehler in das Gesetzblatt über-
nommen worden®*, Also das Gesetzblatt hat ganz korrekt gedruckt, was
man ihm vorgelegt hat; was man ihm vorgelegt hat, stimmte auch mit den,
was der Kaiser unterschrieb; aberin den „früheren Verhandlungen“ stimmte
es nicht. Da hatte einmal der betreffende Ministerialbeamte die Uebersicht
verloren, was ja leicht vorkommen kann. Da würde nach LABAnD St.R. II
S. 53 wohl nur ein neues Gesetz die formelle Ordnung berstellen können;
einstweilen mag man sich mit Auslegungskünsten behelfen (BINDING, Grund-
riss des Stf.R. S. 61).
Der Verfasser hat sich gutgläubig an das Wort „Druckfehler“ gehalten
und gemeint, demgemäss auch die Ausführungsbestimmungen als genügende
Berichtigung gelten lassen zu können. Aber wenn ein Jurist eine derartige
Arbeit übernimmt, kann er wirklich nicht vorsichtig genug sein.
Leipzig. OTTO„MAYER.
SIGFRIED: TiETZE, Das Gleichgewichtsgesetz in Natur und Staat. Wien
und Leipzig, Wilhelm Braumüller, 1905. 466 Seiten. gr. 8°. M. 8.
In diesem Buche unternimmt der Verfasser nichts Geringeres als den
Versuch einer Lösung der Welträtsel. In dem von ihm „entdeckten“ Pro-
portionalitäts-, Gleichgewichts- oder Anpassungsgesetze glaubt er die Er-
klärung der ganzen Welt in allen ihren Erscheinungen, das Weltprinzip,
gefunden zu haben. Dies Gesetz lautet: „Die in einem jeden hermetisch
geschlossenen Raum und daher auch im Weltraum befindlichen Dinge stehen
jedes einzelne zu einem oder mehreren anderen Raumgenossen in einem
solchen Verhältnis, dass die letzteren — die „abhängigen* — sich nicht
verändern, wenn das erstere — das „herrschende — sich nicht ändert,
dass sie sich aber automatisch proportional ändern, wenn das
herrschende sich ändert, so dass zwischen den herrschenden und den ab-
hängenden Dingen permanent eine Proportionalität herrscht,
wie wir sie etwa zwischen den Quecksilbersäulen unserer Thermometer und
zwischen der dieselben umgebenden Temperatur beobachten*. (Vorrede.) „Aen-
derung und Anpassung sind aktiv und passiv stets identisch“. (S. 11.) Nach-
dem der Verfasser in der ersten Abteilung seines: Buches (S. 1—72) die
Gleichgewichts- oder Anpassungstheorie entwickelt hat, wobei er Julius
Robert Mayers Gesetz der Erhaltung der Kraft als „Aberglauben® (gleich
dem Darwinismus) hinstellt, widmet er drei weitere Abteilungen dem Nach-
weise, dass auch die organischen Wesen, wie aller in der Welt, durch blosse
direkte Anpassung entstanden sind und entstehen. Dementsprechend wird