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liche Verhältnisse nicht gerechtfertigt halte, daß ich andererseits
aber die Zentralisierung der Filmzensur, wenn sie mir auch mit
dem geltenden Rechte nicht vereinbar scheint, vom Standpunkte
der Zweckmäßigkeit aus durchaus billige.
Wie ich hier nicht näher darlegen möchte, liegt die mög-
lichste Zentralisierung der Filmzensur nicht nur im Interesse der
Kinematographenindustrie, sondern vor allem auch im öffentlichen
Interesse”. Es ist von diesem Standpunkt aus dankbar zu be-
grüßen, daß der bayerische Minister des Innern mit zuerst beı
uns die großen Vorteile einer zentralisierten Filmzensur erkannt
und in die Praxis umgesetzt hat. Auch in Preußen haben wir
wenigstens eine gewisse tatsächliche Zentralisierung, und in Würt-
temberg wird durch das zur Zeit, wo diese Zeilen geschrieben
werden, in Vorbereitung befindliche Kinematographengesetz eine
Filmzensurzentrale eingerichtet. In Schweden, Dänemark, Nor-
wegen und Italien kennt man sogar schon eine Reichsfilmzensur.
und es ist zu hoffen und mit allen Kräften anzustreben, daß wir
auch bei uns eine Reichsfilmzensur erhalten '°. Ich möchte der
Hoffnung Ausdruck geben, daß die Zentralisierung der Filmzensur
für Bayern nicht ein Hemmnis für die Einführung einer Reichs-
filmzensur bilden, sondern daß sie vielmehr nur ihr Vorläufer
sein möge.
Was die Grundsätze anbetrifft, von denen die Polizeidirektion
München bei der Filmzensur ausgeht — abgesehen davon, dab
sie eine besondere Kinderzensur nicht kennt — so läßt sich da-
gegen sowohl vom Standpunkt des geltenden Rechts als auch
vom Standpunkt der Zweckmäßigkeit aus kaum eine Einwendung
machen.
Erfreulich ist ferner, daß in dem Ministerialerlaß des Staats-
15 HsnnwiG, „Die Filmzensur. Eine rechtsdogmatische und rechtspoli-
tische Frörterung“ (Berlin 1914).
» HruuwiıG ebendort. Vgl. auch schon HrLLwıs, „Die Schundtlm:.
Ihr Wesen, ihre Gefahren und ihre Bekämpfung* (Halle a. S. 1911) S. 1.