fullscreen: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

5. Der Doppelgänger zu Wiesenthal. 
Gräße, Bd. I, Nr. 500; Flader, Wiesenthälisches Ehrengedächtnis. 
Waldenburg 1719. 80. S. 108ff. 
Im Jahre 1709 ist ein Rurfürstlicher Geleitseinnehmer, Aamens 
A. L., in gewissen Angelegenheiten verreist; da er nun wenigstens 
zwanzig Meilen von Hause aus entfernt ist, so sieht sein damaliges 
Hausmädchen, da sie am Abend gegen 5 Uhr von ihrer Frau in 
ihre Schlafkammer geschickt wird, ihn von ohngefähr in seinem 
Bette liegen und meint, er sei ohne ihr Wissen nach Hause zurückh- 
gekehrt. Sie fragt also die Frau: ist der Herr nach Hause gekommen? 
Diese antwortet aber: du wirst ihn ja sehen. Daher hat sie sich 
weiter nicht darum gekümmert. Nachdem nun die Frau selbst des 
Nachts gegen 12 Uhr schlafen geht, erblicht diese ihn ebenfalls in 
ihrem Bette, da er sich denn gerührt, daß es davon geknistert und 
das Bett ein wenig von sich geschlagen. Welches sie bewegt, daß 
sie unten um das Bett herumgegangen und ihn angeredet hat: ei, 
mein Kind, wie bist du denn hier? Hast du mich doch erschrecht! 
Da er denn die Beine hinausgeschlagen, aus dem Bette gefahren 
und unter das Dach, so sich in der Schlafkammer findet, gekrochen, 
auch daselbst plötzlich verschwunden ist. Die Frau hat sich nun 
zwar ins Bett gelegt, aber vor großem Schrech die ganze Nacht 
nicht schlafen können, weil sie nicht gewußt, wie es zugehe, daß sie 
ihren Alann, der so viele Meilen entfernt war, habe sehen Bönnen. 
Sie hat aber fleißig gebetet, der Herr wolle sie vor Anfechtung be- 
wahren. Als ihr Mann nun wieder nach Hause gekommen, hat 
er erzählt, er sei an jenem Tage gerade bei einem Jäger gewesen, 
der ihn sehr wohl traktiert und mit Braten, Kuchen und Wein 
bestens bewirtet; da habe er immer an seine Frau gedacht und ge- 
wünscht, daß sie solches auch mit genießen möge. 
6. Der Scheibenbergische verstellte Bergmann. 
Poeschel, Uber Chr. Lehmanns Kriegschronik usw. Grimma 1889, S. 38. 
Nac# Chr. Lehmanns Collectanea autographa. 
Anno 1556 fuhr Hans Fischer, ein Steiger, zum Scheibenberg 
an und ehe er abends Schicht macht, kommt ein Unrechter in seiner 
Gestalt heim zu seinem Weibe, legt das „Gezeihe“ nieder und setzt
	        
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