Full text: Archiv für öffentliches Recht.Zweiter Band. (2)

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gesundem Verstand und redlichem Oharakter und widerlegen die 
jetzt öfter gehörte Ansicht, dass das Volk nicht fähig sei, in grossen 
Fragen, ohne Rücksicht auf das unmittelbarste Interesse, das 
Richtige zu treffen. Trotz reichlich angewendeter Verführungs- 
mittel der Franzosen und dringender Botschaft der übrigen zwölf 
eidgenössischen Orte stimmten alle Gemeinden, ausser Winterthur, 
Elgg und Andelfingen (wo man den Entscheid der Regierung 
überlassen wollte) gegen das französische Bündniss von 1521 
(den sogen. Verein, der von da ab bis zu Ende des 18. Jahr- 
hunderts stets erneuert wurde) zum Theil mit trefflicher Motivi- 
rung, namentlich damit, dass man vor 16 Jahren eidlich be- 
schworen habe, keine Jahrgelder mehr von Fürsten zu nehmen. 
Solche Eide sollen gehalten werden. Horgen fügt die Bitte bei, 
man solle „nicht nur die wälschen, sondern auch die teutschen 
Franzosen aus Stadt und Landschaft schaffen, auch diejenigen, 
so bei den Franzosen geessen und getrunken, genau beaufsichtigen, 
sie seien von Räthen, Bürgern oder Landleuten. Zürich allein 
lehnte in Folge dessen die fremden Jahrgelder ab und verbot die 
Werbungen für fremde Dienste, die eigentliche Quelle alles politi- 
schen Niederganges der Schweiz, auf seinem Gebiet, blieb auch 
diesem Entschlusse mehr als ein Jahrhundert hindurch treu 3°). 
Niemals hätte eine Regierung allein die Kraft zu einem solchen 
Entschlusse gefunden. In gleicher Weise wurden im Jahre 1524, 
als die sämmtlichen eidgenössischen Stände ausser Zürich noch 
der alten Kirche anhingen und zu äussern begannen, sie wollten 
„luter by dem alten Glauben blyben und daran setzen lyb und 
gut und mit denen von Zürich reden, was zu reden ist, aber 
5) Die anderen Eidgenossen dagegen schickten ihre Boten mit dem 
besiegelten Bundesbrief nach dem nämlichen Dijon, das sie vor 8 Jahren zur 
Zeit ihres grössten Kriegsruhmes belagert hatten und „mit Selbstgefühl 
sahen (wie HoTTIMGER sagt) die Franzosen ihr ehrerbietiges Benehmen und 
vernahmen Sebastian von Dissbach’s Rede voll Freundschaftszusicherung und 
Ergebenheit“. Der König äusserst huldvoll verhiess ihnen Schutz und Treue 
und nahm statt der stipulirten 6000, noch andere 6000 Knechte in seinen 
Sold. Seine Mutter, Louise von Savoyen, sagt darüber in ihrem Journal: 
„Le 17 juillet 1521 & Dijon des Suisses 12 cantons firent leur proposition 
et oraison devant mon fils en fort grande reverence, soy declarant vouloir 
estre & jamais confederes et alliez de la maison de France“.
	        
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