in dem grossen Kampfe um die Sklaverei nicht das Interesse der
Südstaaten und dasjenige der freien Staaten, sondern das erstere
und das Interesse der Union als solcher, deren „manifest destiny*
einander gegenüber, und dies eben war der wahre Grund, warum
trotz aller formellen Fortschritte, welche die Sklavenhalter machten,
sich bei der Kansasfrage das moralische Uebergewicht der freien
Arbeit nur allzu deutlich zu zeigen begann. Unzweifelhaft fanden
sich auf Seiten der Sklavenhändlerpartei Leute mit viel grösserer
juristischer Dialektik als auf Seiten der Gegner; aber trotzdem
waren die letzteren erstaunlich erstarkt, und ihre ganze Stärke
offenbarte sich durch einzelne Momente, die sehr bemerkenswerth
wurden, so u. a. durch das Aufsehen, welches der bekannte
Roman der Frau Bzrecner-Stowe, „Onkel Toms Hütte“ erregte;
derselbe wurde in Hunderttausenden von Exemplaren gekauft und
diesseits wie jenseits des Ozeans mit stets wachsender Erbitte-
rung gegen das Sklavenhalterwesen gelesen. Ferner darf hierher
ganz insbesondere das beinahe einmüthige Eintreten der prote-
stantischen Kirche in den nördlichen Staaten für die Aufhebung
der Sklaverei gerechnet werden, die jetzt endlich als unvereinbar
mit den Grundsätzen der christlichen Moral bezeichnet wurde,
während man ihr früherhin auf den Kanzeln, wenn nicht gar
Sympathien, doch zum mindesten Gleichgültigkeit entgegengebracht
hatte. Vornehmlich aber wurde die Sachlage gekennzeichnet da-
durch, dass jetzt die Bildung einer neuen Partei auf Grund der
Sklavenfrage begann, die letztere also sich als stark genug er-
wies, alle andern für die bisherige Parteibildung massgebenden
Gesichtspunkte, die freilich zum Theil herzlich unbedeutend
waren, in den Hintergrund zu drängen.
Es würde zu weit führen, eine Geschichte der Parteibildung
in den Vereinigten Staaten, auch nur in den allgemeinsten Umrissen,
zu geben, obgleich eine möglichst präzise Darstellung dieses
Gegenstandes um so wünschenswerther erscheint, als es v. Housr
gerade in diesem Punkte — wenigstens für den nicht Eingeweihten
— einigermassen an Uebersichtlichkeit fehlen lässt; jedoch muss
nothwendigerweise erwähnt werden, wie weit die Sklavenfrage für
die Parteibildung in Betracht kam. — Schon sehr früh hatten sich
Abolitionsgesellschaften, also Vereine solcher Personen gebildet,
welche die Abschaffung der Sklaverei oder doch wenigstens die
Verhinderung ihrer weiteren Ausbreitung zum Programm er-