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werden, nicht wollen bedeuten lassen, obgleich zu ihrem eigenen Nach-
theil, indem ganz gewiss ist, dass je pragmatischer ein Professor Juris
publici lieset und schreibet, um so mehreren Beyfall er finden wird.“
Zugleich übersendete Moser an MÜncHHAUSENn ein Promemoria, in
welchem er den Plan zur Errichtung einer Staatsacademie in Göttin-
gen entwickelte. Er wurde hierzu dadurch veranlasst, dass Pürter
und AcHENnwALL „löblicher, aber unter Professoribus sehr seltener Mas-
sen gut harmoniren und gemeinschaftlich das bonum publicum zu
befördern und einander ın die Hände zu arbeiten suchen“; er hält
aber die Ergänzung durch einen dritten Professor für erforderlich.
Der Cursus sollte in 3 Klassen zerfallen und ein Jahr dauern. In der
ersten Klasse sollte Pürter „Teutsche Staatsklugheit, Reichsgrund-
gesetze und Comitialia, Prätensiones (d. h. aussergerichtliche Streit-
sachen), wichtige Processe und Reichsprocess, endlich Ceremonial,
Teutsche Höfe und Reisen* behandeln. In der zweiten Klasse sollte
AcnenwaıL über Europäische Staatshistorie, Staatsverträge, Völker-
recht, Cameralia, Ceremoniell und Europäische Höfe und Reisen vor-
tragen. In der dritten, Klasse endlich sollte ein Professor übernehmen
„die Anweisung, den Mund und die Feder in ordinairen Canzley- und
in Teutschen und in Europäischen Staatssachen geschickt zu gebrauchen“.
Moser erklärt es für genügend, wenn jeder dieser drei Professoren
täglich eine Stunde dazu nehme, wobei in allen drei Klassen wöchent-
lich eine Stunde zur Unterredung ausgesetzt bleiben solle. Moser
verspricht sich von dieser Staatsacademie, deren Einrichtung er näher
auseinandersetzt, einen grossen Zulauf „von Standespersonen von aller-
lei Art und Nationen“ nach Göttingen.
Münchuavusen sendete dieses Promemoria an Pürter mit der skep-
tischen Bemerkung: „Von des Herrn Geh.R. Mosers Plan verspreche
ich mir nichts sonderliches. Er will gerne statum in statu, acade-
miam in academia formiren, welches sehr bedenklich und misslich ist,
Es heisset aber auch hier: omnia probate et meliora retinete.“ PüÜTTER
und AcHEenwALL stimmen dem Minister hierin zu; sie erklären sich je-
doch bereit, alle gewünschten Lehrgegenstände zu übernehmen, halten
aber die Anstellung eines neuen Lehrers nicht für erforderlich, da
ausser ihnen GEBAUER, Schmauss und KönLer eine Anzahl der von
Moser bezeichneten Materien bereits in ihren Vorlesungen behandeln.
Moser meinte aber, dass die beiden Professoren seinen eigentlichen
Gedanken nicht richtig verstanden haben; „denn sein Absehen gehe
theils auf Leute, die in Canzleyen, theils auf Standespersonen, die in