Full text: Archiv für öffentliches Recht.Achter Band. (8)

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nicht. Ein Rechtsverhältniss aber hat abstract genommen über- 
haupt keinen Sitz; concret genommen — und das war wohl die Mein- 
ung SAVIeNY’s —nur da, wo seine Wirkungen zu Tage treten. Hierin 
liegt aber eben der Irrthum der Savıenv’schen Anschauung. Die 
Wirkungen sind eben Folgen des rechtsbegründenden oder rechts- 
verändernden Willens. Die Frage der rechtlichen Beurtheilung 
dieses Willens in der Collision der Rechtsnormen würde aber auch 
für das Sachenrecht zur Anwendung des Personalstatuts und nicht 
der lex rei sitae führen. Durch das Ziehen dieser Schlussfolgerung, 
ohne es zu wollen und zu ahnen, auf dem Fehler SavıenyY’s ba- 
sirend, hat nun die neue italienisch - französische Doctrin das 
Prineip der Nationalität, wie allgemein im internationalen Privat- 
rechte, so auch für das Sachenrecht aufgestellt). Das Personal- 
statut, in seinem Gehalte nach der Nationalität bemessen, soll das 
allein dominirende sein, modificirt nur durch den ordre public. 
Wie Eingangs erwähnt, hat durch diese Theorie die italienisch- 
französische Schule theoretisch auch für das Sachenrecht die 
Herrschaft des Personalstatuts zu begründen versucht. Praktisch 
aber haben die Rücksichten auf den ordre public ebenfalls zur 
rückhaltlosen Anerkennung der lex rei sitae als Grundprincips 
für die Herrschaft der Rechtsnormen im Sachenrechte geführt. 
3) PAsquALE FIoRE, Droit international prive, traduit par P. PRADIER 
Fop£r£ Paris 1875 S. 53: La conservation du Droit public est d’un tr&s grand 
interdt. C’est le depöt des actes, les plus solennels de la vie politique de 
chaque peuple, et il r6vele ses coutumes, ses traditions, l’empreinte de sa 
vie politique et sociale. Aucun souverain &tranger ne peut attenter, si legere- 
ment que ce soit, au Droit public d’un autre Etat, parceque l’exercice des 
droits de souverainets, dans ce cas, deviendrait veritablement nuisible aux 
interöts gensraux de cet Etat. Par consöquent toutes les personnes, que ce 
soient des sujets, ou des naturalises, ou des &trangers, toutes les choses 
existantes dans le territoire, quelque soit le proprietaire, 
auquel elles appartiennent, et toutes les actions de quelque nature qu’elles 
Boient ou en vertu de quelque droit qu’elles s’ exercent, sont soumises aux 
prineipes 6tablis pour conserver l’ordre public et l’interdöt &conomigque, 
politique, moral, religieux, qui servent de base & cette association particuliöre. 
Ferner ibidem S. 329 Nr. 195.
	        
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