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weise die Anerkennung des fremden Rechtsgebiets und dessen
Herrschaft über die dortigen Rechtsverhältnisse, wie aus der Be-
hauptung des eigenen persönlichen Rechts zuvor die Anerkennung
des persönlichen Rechts des andern sich ergeben hatte.
Die historische Existenz eines absoluten Territorialrechts,
wie sie zur Zeit des römischen Reichs im römischen Recht be-
standen hat, ist daher entgegen der Anschauung mancher Schrift-
steller von nun an unbedingt zu verneinen. Aus alledem ergibt
sich der nothwendige Schluss, dass Immobilien zu jener Zeit nach
der lex rei sitae zu beurtheilen waren. Was die Mobilien anlangt,
so kommen wir hierauf unten zu sprechen.
Der Abschluss dieser Periode führt uns in die Zeit des Sachsen-
und des Schwabenspiegels, in denen zahlreiche Stellen auf die selbst-
ständige rechtliche Behandlung des Ausländer, sowie auf die lex
reı sitae hinweisen?®). Wohl führt aber die Besetzung der Ge-
richte mit Laien-Schöffen zu einer einseitigen Betonung des lex
fori, da dieselben natürlich in ihrer Rechtssprechung eine Neigung
zeigte, das im Grerichtsorte geltende, ihnen geläufige Recht anzu-
wenden. Doch war dies ohne grossen Einfluss auf die Weiter-
entwicklung, da die Reception des römischen Rechts alsbald die
Existenz der Schöffengerichte untergrub.
23) Vgl. Sachsenspiegel III 25 $ 2, 3; besonders aber III 79, $ 2:
Niechein uzwendic man en ist ouch phlichtig in deme dorfe zu antwurtene
näh irme sunderlichen dorfrechte, mör näh gemeineme lantrechte, her en
clage där uf erbe oder uf güt oder umb schult. Ferner ibid I $ 30 und III,
83 $ 5: Der kung sal ouch rihten umbe eigen nicht näh des mannes
rechte, wen näh des landes, — [där ez inne ligt].
Schwabenspiegel cap. XXXII. Ein iegelich man, der uz einem lande
in das andere kumt, und wil vor gerihte reht nemen umb ein gut, daz in
dem lande lit, er muz reht nemen nach des landes rehte, und niht nach
sines landes rehte. Weiter cap CCXLVI $ 1 und 2: Sprichet ein man
eines mannes eigen an, da sol er niht umbe antworten, wan an der stat da
ez lit. Der künne sol ouch niht rihten nach des mannes rehte. Er sol niht
rihten wan nach des landes rehte, da er ie danne inne ist. Vgl. hiezu die
Bemerkung GENGLER’s in seiner Ausgabe des Schwabenspiegels, der in zu-
treffender Weise die Worte „um egen“ einschalten will.