Full text: Archiv für öffentliches Recht.Achter Band. (8)

— 3838 0 — 
verkehr erschweren“. Erst später, als die in dieser Partei 
so einflussreichen Spitzen des Grossgrundbesitzes sich durch den 
Gedanken der agrarischen Zölle als Compensation für die Er- 
höhung und Erweiterung der übrigen hatten gewinnen lassen, 
gelang es, jene Partei von diesem Boden abzudrängen. Aber jene 
„Compensation“ genügt nicht allein zur Erklärung dieser That- 
sache; der eigentliche Grund liegt tiefer und ist ein staatsrecht- 
licher, der auch für den Umschwung in der Stellung der Regierung 
massgebend gewesen war, und für den sie die von ihr abhängige 
Partei einzutreten vermocht hatte. 
Indess muss zugegeben werden, dass das Aufgeben eines 
grossen und wichtigen, so lange allgemein eingenommenen Stand- 
punktes über eine so bedeutsame Materie vielleicht nicht so leicht 
gewesen sein würde, wenn seine begriffliche und volkswirthschaft- 
liche Begründung nicht manche Mängel und Lücken aufzuweisen 
gehabt hätte. Die Vorstellung, es lasse sich durch vollständige 
internationale Handelsfreiheit ein Zustand erreichen, in welchem 
jedes Volk nur die Production betreiben werde, auf welche es 
durch Boden und Klima, natürliche und erworbene Hülfsmittel. 
Geschick und durch Vererbung gesteigerte Tüchtigkeit besonders 
hingewiesen erscheine, und es werde so die Arbeitstheilung, 
welcher die heutige Industrie ihre grossartige Entwickelung ver- 
danke, auch die allgemeine, internationale Production zu einer 
ungeahnten Höhe bringen!) — diese Vorstellung lässt den 
wesentlichsten Factor in der Güterbewegung, die Ueberwindung 
des Raumes und die dadurch bedingten Kosten unberücksichtigt. 
Es ist dies um so auffallender, als jene Theorie zu einer Zeit 
entstanden ist, in der man noch nicht einmal vermuthen konnte. 
bis zu welcher Entwickelung und Ausdehnung das heutige, nicht 
mehr europäische, sondern Welt-Eisenbahn-Netz und die Ent- 
wickelung der Dampfschiffahrt gelangen werde. 
—— 
  
12) H. WAGENER'S Staats- und Gesellschaftslexicon Bd. 23 8. 80.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.