Full text: Der Weltkrieg. II. Band. (2)

Wirtschaitskrieg und Kriegswirtschaft 
  
angereizt durch gute Gewinnaussichten, der Fabrikation 
von Heeresgerät und Heeresausrüstung zu. Nicht nur Be- 
triebe der Metallindustrie, auch Spinnereien und ähnliche 
Unternehmungen wurden in Geschoßdrehereien und Zünder- 
fabriken umgewandelt. Neue industrielle Anlagen zur 
Fabrikation von Kriegsbedarf schossen wie Pilze aus 
der Erde. 
Weit schwieriger war die Umgruppierung der Arbeiter- 
schaft. 
Die nächste Wirkung des Krieges, der unserer Volks- 
wirtschaft Millionen der leistungsfähigsten Arbeiter ent- 
zog, war — eine erschreckende Arbeitslosigkeit! In einer 
Lage, in der alles darauf ankam, jede Arbeitskraft, die 
der Heeresdienst nicht in Anspruch nahm, für die Güter- 
erzeugung nutzbar zu machen, sahen sich Hunderttausende 
zum Verlassen ihrer Arbeitsstellen gezwungen, ohne als- 
bald neue Arbeit finden zu können. Die zum großen Teil 
unvermeidlichen, zum Teil aber auch ohne Not überstürzten 
Betriebseinschränkungen und Betriebseinstellungen setz- 
ten Arbeitskräfte frei, die nicht ohne weiteres den Weg zu 
neuer Beschäftigung fanden, schon deshalb nicht, weil die 
technische Umstellung der Industrie eine gewisse Zeit 
erforderte. In welch erschreckendem Maße der Krieg den 
Arbeitsmarkt erschütterte, davon geben folgende Zahlen 
ein Bild. 
Bei den Arbeitsnachweisen kamen auf hundert offene 
Stellen bei den männlichen Arbeitern im Juli 1914 
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