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hartnäckigem Kampfe zwischen dem Staatsrath von Brabant
(conseil souverain de Brabant) einerseits und dem Nuntius und
Alexander VII. andererseits kam es so weit, dass Philipp IV.
von Spanien nachgab und das genannte Dekret ohne Placet
publiziren liess: „Sur ce faux expose (nämlich des internonce, der
ausgeführt hatte, dass das Placet nur gefordert sei in den matieres
beneficiales et d’interöt prive) et pour complaire au saint-siege,
Philippe IV. ordonna la publication du decret qui avait souleve
de si longs debats, sans qu’il füt revötu du placet“.
Aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, in welcher
Zeit die in der Litteratur von van Espen !* in den Niederlanden
und von dem Weihbischofe NıcoLAuUsS Vox HONTHEIM ! vor-
genommene Systematisirung der Kirchenhoheitsrechte auch in
Bayern Eingang fand, ist vor allem zu erwähnen 8 11 der im
Jahre 1802 anonym erschienenen Schrift „Ueber die landesherr-
lichen Gerechtsame in geistlichen Sachen nebst ihren verschie-
denen Modificationen und ihrer Ausübung in Baiern“: „Keine
geistliche Verordnung führt äussere bürgerliche Wirksamkeit mit
sich, wenn sie nicht das placetum regium an der Stirne trägt“
(arg. e contr. eine geistliche Verordnung führt bürgerliche Wirk-
samkeit mit sich, sobald sie das Placet an der Stirne trägt), dann
das kurfürstlich bayerische Mandat vom 30. April 1770, dessen
hier interessirende Worte lauten '®: „Liebe Getreue! Nachdem
von Unserer höchsten Stelle gnädigst resolvieret worden, in Un-
seren Landen zu Bayern und der oberen Pfalz gleich anderen
katholischen Staaten keinerlei geistliche Verordnungen und Ge-
setze ohne vorausgehender Unserer landesherrlichen Einsicht und
Begnehmigung fürohin ad effectum bringen zu lassen, so befehlen
1° De promulg. leg. eccles. 1712.
De recursu ad princ. 1724.
ı Justini Febronii iurisconsulti de statu ecclesiae et de legitima pote-
state . . liber singularis 1768.
18 DÖLLINGER, Verord. Sammlung Bd. VIII, 8. 64.
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